Zwei Karrieren, zwei Leben, zwei unterschiedliche Schicksale, zwei (alt-)österreichische Komponisten, die in den 1920er-Jahren unvergessliche „Gassenhauer“ geschaffen haben: Hermann Leopoldi und Ralph Benatzky. Der Eine Klavierhumorist und Entertainer, der Andere erfolgreicher Autorenkomponist für Theater, Operette und Film.
Leopoldi, als Jude nach der Machtergreifung der Nazis zur Emigration in die USA gezwungen, war auch dort erfolgreich; Benatzky, der mit dem „Weißen Rössl“ Weltruhm erlangte, musste ebenfalls ins US-Exil – scheiterte dort aber und endete in Depression und Alkohol. Schauspieler und Allroundler Erwin Steinhauer hat aus diesem Musikgut, das längst Kulturgut ist, gemeinsam mit der formidablen Formation „Klezmer reloaded extended“ einen ebenso unterhaltsamen wie berührenden Musikabend gestaltet. Eine Zeitreise, die auch Zeitgeschichte beinhaltete.
„Schön ist so ein Ringelspiel“, „In einem kleinen Café in Hernals“, „Ach Luise“, „In der Barnabittengasse“; es sind unvergessliche Melodien für die Ewigkeit, oft frivol-fröhlich, die Steinhauer und sein fideles Klezmer-Quartett an zwei Abenden in der Komödie Graz zum Besten gaben. Die Musiker Maciej Golebiowski, Alexander Shevchenko, Christoph Petschina und Peter Rosmanith jazzeln, swingen und jiddeln, dass es eine Freude ist.
Steinhauer ist ein wandlungsfähiger, nuancierter Entertainer, der als Ober Franz mit Witz, Herz, Hingabe und spitzbübischem Augenzwinkern durch das Programm führt. Dazwischen erzählte er immer wieder Episoden aus den wechselvollen Leben von Leopoldi und Benatzky, die so dramatisch unterschiedlich verlaufen sind. Die Klezmer-Musik hat gut die Stimmung dieses heftig beklatschten Kaffeehausbesuchs widergespiegelt: Sie ist voll Fröhlichkeit, aber durchzogen von feinen Fäden der Traurigkeit und Wehmut.