„In der Steiermark muss niemand auf der Straße leben“, sagt Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ). Am Montag präsentierten Land und Stadt Graz gemeinsam mit den Vinziwerken und der Caritas das Kältepaket für den diesjährigen Winter. 1100 Schlafplätze gibt steiermarkweit für Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben. Die meisten davon – rund 900 – in Graz. Die Auslastung bei den Notschlafstellen der Caritas und den Vinziwerken liegt aktuell bei 80 bzw. 90 Prozent. Sollte sich der Bedarf erhöhen, will man das Kontingent anpassen, sagt Kampus. Das Land unterstützt die Hilfe mit fünf Millionen Euro. Seitens des Sozialressorts wurden im Jahr 2022 steiermarkweit 386 Wohn- und Schlafplätze in Notschlafstellen gefördert, 59 davon in Graz.
Wohnheimen und Krisenwohnungen
In Graz stellt die Stadt 623 Übergangswohnungen oder Notschlafstellen für Betroffene zur Verfügung. Zusätzlich zu diesen Plätzen bietet die Caritas 115 Schlafmöglichkeiten an, indem sie ihr Angebot an Notschlafstellen um weitere 36 Plätze erweitert. Die Vinziwerke verfügen über insgesamt 210 Betten. Derzeit geht man davon aus, dass mehr als 400 Menschen in der Steiermark obdachlos sind. Eine genaue Zahl festzulegen, gestalte sich jedoch schwierig, wie Amrita Böker, Koordinatorin der Vinziwerke, erklärt. Böker betont, dass es eine beträchtliche Dunkelziffer gibt, insbesondere im Fall obdachloser Frauen: „Diese Frauen geraten in prekäre Situationen, leben oft in gewalttätigen Beziehungen, um zu vermeiden, auf der Straße zu enden.“
Es gibt verschiedene Ursachen für Wohnungslosigkeit. Neben persönlichen Krisen und Belastungen, wie beispielsweise Trennungen, häuslicher Gewalt oder Missbrauch, spielen auch wirtschaftliche Faktoren eine entscheidende Rolle, wie zum Beispiel der Verlust des Arbeitsplatzes.
Wenn Betroffene keine Hilfe wollen
Eine große Herausforderung für die Hilfsorganisationen sind jene Personen, die eine Unterbringung in eine Notschlafstelle ablehnen. Ein solcher Fall sei etwa der obdachlose Mann in Graz, der über Monate unter anderem in einem der gläsernen Wartehäuschen am Jakominiplatz gelebt hat. „Wir müssen akzeptieren, wenn jemand keine Hilfe will“, sagt Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) und weist darauf hin, dass es vor allem um Menschen mit psychischen Erkrankungen geht und dass die Zahl der Betroffenen steigt.
Kältetelefon ab 15. November
Als zusätzliche Unterstützung startet ab 15. November das Kältetelefon der Caritas. Wer in der Nacht einem obdachlosen Menschen auf der Straße begegnet, kann dies unter der Telefonnummer 0676/880 158 111 melden (von 18 bis 24 Uhr). Mitarbeiterinnen nehmen dann Kontakt zum Betroffenen auf und können ihn in einer Notschlafstelle unterbringen bzw. versorgen ihn mit Decken, einem Schlafsack, Jacken oder warmen Getränken. 461 Meldungen gingen im Vorjahr beim Kältetelefon ein.