„Es fröstelt, der konjunkturelle Winter ist eingezogen“, sagt Bank-Austria-Vorstand Dieter Hengl, „nach zehn Jahren unglaublichen Wachstums.“ Wesentlicher Grund dafür seien neben den bekannten Themen die „sehr großen geopolitischen Herausforderungen“, die sich durch den Nahost-Konflikt noch beschleunigten. Dennoch wagt der Banker einen vorsichtig positiven Ausblick. Allerdings blieben die Unwägbarkeiten groß, Unternehmen müssten noch mehr als bisher ihre Risken absichern, um existenzbedrohende Krisen zu vermeiden: bei Rohstoffen, Energie – also Gas und Elektrizität –, aber auch Währungen und Zinsen. Nicht allen Unternehmen sei die Lage bewusst. „Manche haben sich im Sommer zurückgelehnt, jetzt könnten die Strom- und Gaspreise wieder beträchtlich steigen.“ Man sei als einzige Bank Österreichs in der Lage, Rohstoffe, Gas und Strom auch absichern zu können.

„Dringend mit Nachhaltigkeit beschäftigen“

Einen besonderen Fokus richten Unternehmen auf Investitionen in die Nachhaltigkeit, denn 145 Milliarden Euro müssten bis 2030 in die Energiewende in Österreich fließen, so Hengl. Nicht zu investieren sei aber keine Alternative, man kommt nicht aus. „Wer die Nachhaltigkeitsanforderungen nicht erfüllt, verschwindet als Lieferant.“ Nicht nur das: „Wer sich mit seinem Unternehmen nicht mit Nachhaltigkeit beschäftigt, wird 2030 im Extremfall keine Finanzierungsquelle mehr haben – oder sie wird außerordentlich teuer.“

Thomas Haslauer, Landesdirektor der Bank Austria in Kärnten | Thomas Haslauer, Landesdirektor der Bank Austria in Kärnten
Thomas Haslauer, Landesdirektor der Bank Austria in Kärnten
| Thomas Haslauer, Landesdirektor der Bank Austria in Kärnten © Manuel Hanschitz

Dass eine neue Regierung daran etwas ändern würde, glaubt er nicht. „Die EU-Taxonomie-Verordnung gibt den Rahmen vor, ab 2025/2026 sind Nachhaltigkeitsberichte verpflichtend. Der Zug ist abgefahren und er fährt in großer Geschwindigkeit.“

„Unternehmen sehr proaktiv zu managen“

Die Lage der heimischen Unternehmen sei jedenfalls besser, als man angesichts der Lage vermuten würde, sagt Hengl. „Die Cashflows vieler Unternehmen sind extrem hoch, die Ergebnisse oft sehr gut. Sie gehen gestärkt in den nicht unerwarteten Abschwung hinein.“ Der Bank-Austria-Vorstand sieht derzeit sogar „unglaubliche Chancen“ für gut aufgestellte Unternehmen, denn „schwächere Mitbewerber werden zum Verkauf stehen, die Preise auf ein vernünftiges Maß zurückgehen“. Die Chance, über Zukäufe zu wachsen, sei derzeit hoch. Es gebe eine Reihe von M&A-Projekten in der Pipeline. Allerdings sei es nötig, „Unternehmen in dieser Phase proaktiv zu managen“.

Die Zinsen werden laut Hengl noch bis Mitte nächsten Jahres auf dem aktuellen Niveau verharren, weitere Erhöhungen erwartet er aber nicht. In der zweiten Jahreshälfte 2024 sollte es dann wieder Zinsschritte nach unten geben, erwartet Hengl. „Mittelfristig bleiben höhere Zinsen, langfristig wohl auch über zwei Prozent.“

Prosperierende Elektronikindustrie

Der Kärntner Landesdirektor der Bank Austria, Thomas Haslauer, sieht in Kärnten vor allem die prosperierende Elektronikindustrie als konjunkturelle Stütze, außerdem erwiesen sich die Energiewirtschaft und der Maschinenbau sowie der Bankensektor als „robust“, ebenso der Arbeitsmarkt. Leicht rückläufig werde der Warenexport aus Kärnten sein, so Haslauer, dieser pendle sich 2023 bei 9,4 Milliarden Euro ein.

„Wir sehen aber keine schwere Rezession“, meint Hengl. Auch Insolvenzwelle sieht er keine auf Österreich zurollen. Für Sparer seien die Zeiten sogar gute: „Die Lohnsteigerungen kommen jetzt in den Taschen an, durch die Zinsen ist die Attraktivität des Sparens gestiegen.“ Österreich erlebe „eine Renaissance des Sparens“.