„Es braucht nicht viel“, sagt Sebastian Scheucher, Trainer der Grazer Volleyball-Mannschaft der Special Olympics Österreich, die bei den World Summer Games in Berlin mit dabei sind. Es brauche nicht viel, um in einem Verein eine inklusive Mannschaft aufzubauen. Einmal pro Woche Training, vor dem Wettkampf vielleicht zwei Mal. Leute, die mitmachen, und „man muss es cool finden“. Viel mehr Zutaten seien nicht nötig, um Menschen mit besonderen Bedürfnissen viel Spaß zu bieten.

Er trainiert seit 2018 beim Volleyball- und Sportclub Graz (VSC) das Unified Mixed Team. In der Mannschaft spielen Männer und Frauen mit und ohne geistige Beeinträchtigung zusammen. Der Amateurverein stellt erst die zweite inklusive Volleyballmannschaft Österreichs: „Ein bisserl Prestige ist es schon. Wir sind stolz darauf, das zu machen“, so Scheucher im Vorfeld der Weltspiele im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. „Gemacht haben wir es, weil wir es wollten“, sagt er - so einfach sei das.

Die Kosten für das Team innerhalb des Vereins seien überschaubar. Man habe die Sportstätte, einen großen Verein, in dem viele auch gerne mitmachen, und einmal die Woche ein Training sei auch nicht so aufwendig. Bewerbe oder Liga-Betrieb gibt es für das Grazer Unified Mixed Team nämlich in Österreich keine. Daher seien die World Summer Games in Berlin auch etwas Besonderes - für die Spielerinnen und Spieler sowie auch für Scheucher als Trainer. „Das ist ein Großprojekt mit viel organisatorischem Aufwand“, unterstreicht er die Arbeit, die dahinter steckt.

Es sei eine „intensive Reise“: Rund zwei Wochen ist er mit seinem Team in Berlin - inklusive Vorausscheidung. Früh aufstehen, viele Aktivitäten, fast täglich Sport. Das ist auch für seine Schützlinge fordernd und sowohl eine psychische als auch eine physische Belastung.

Sportlich ist es für seine Mannschaft schwierig, denn Österreich als kleines Land und ohne regelmäßige Bewerbe matcht sich mit besseren Teams. „Da wird es sicher stärkere Mannschaften geben, aber vielleicht auch welche, die noch chaotischer als wir sind“, meinte er im Vorfeld schmunzelnd.

Lustig sei sowohl das Training als auch jeder Bewerb für die Sportlerinnen und Sportler. Die Unterschiede zu Profi-Teams sind dabei gar nicht so groß: „Es ist gleich wie bei anderen Mannschaften. Es geht um das Spiel und es macht Spaß Erfolge zu haben.“ Sowohl die Persönlichkeit als auch die Motivation und das Selbstbewusstsein aller Beteiligten werde gestärkt und sie lernen auch mit Niederlagen umzugehen, dem Gegner dennoch Respekt zu zollen. „Das alles hat gewaltige positive Auswirkungen“, wenngleich Scheucher überzeugt ist, dass auch das wohl gleich wie bei allen anderen Athleten ist, die keine Beeinträchtigung haben.

Jürgen Rojko und Petra Burtscher sind auch ein Team: Er Tennisspieler, sie seine Trainerin, beide aus Vorarlberg. Rojko ist ein „alter Hase“ bei den Special Olympics. Er war schon bei den World Games in Shanghai und Abu Dhabi dabei. Er spielt bereits auf Level 6, dem höchsten Tennis-Level bei Special Olympics und im Vorjahr wurde er in Österreich zum Special Olympics Sportler des Jahres ausgezeichnet: „Für mich werden es wohl die letzten Spiele sein. Ich bin jetzt 46“, meinte er auf dem Weg zu einem weiteren Spiel. „Ich will jetzt dann Trainer werden“, kündigte er an. Entsprechende Ausbildungen habe er schon absolviert. Noch ist aber Burtscher seine Trainerin. Sie ist eine Verfechterin von klaren Regeln, auch bei den Special Olympics: „Bei unserem Sport gibt es klare Richtlinien.“ Wenn dann welche sagen, es sei doch egal, weil es ohnehin „nur“ Menschen mit Beeinträchtigung seien, dann regt sie das auf. „Oft kommen die Spieler dann zu mir und sagen, dass sie nicht ernst genommen werden“, schilderte sie so manchen Ärger der Athletinnen und Athleten.

Ihr Schützling Jürgen dagegen wirkte bei den World Games nicht verärgert. Sein erstes Spiel sei schwierig gewesen, das zweite dann besser: „Beim dritten Spiel wusste ich, das gewinne ich nicht. Dann war es wie ein Training für mich und es ging super. Es spielt sich da viel im Kopf ab“, weiß er aus Erfahrung. Vielleicht sind es also doch nicht seine letzten Weltspiele und er wird eines Tages als Trainer wieder mit dabei sein.

(Redaktionelle Hinweise: Compliance Hinweis: Diese Berichterstattung erfolgt im Rahmen einer Pressereise auf Einladung der Special Olympics Österreich. Die Reisekosten werden von Special Olympics Österreich getragen, die Berichterstattung erfolgt unter unabhängiger redaktioneller Verantwortung der APA-Redaktion.)