Der Stachel sitzt tief bei der österreichischen Fußballnationalmannschaft. Nach dem Ausscheiden im Achtelfinale der Europameisterschaft gegen die Türkei ließen die heimischen Kicker zunächst die Köpfe hängen. Der aufopferungsvolle Kampf blieb unbelohnt, die Türken dürfen sich nach zwei Toren – jeweils nach Eckbällen – über den Einzug ins Viertelfinale freuen. Und beim ÖFB macht man sich bereits erste Gedanken über die Zukunft.
Arnautovic muss reflektieren
Vor allem Marko Arnautovic war nach dem Schlusspfiff tief enttäuscht und schloss nicht aus, dass der verregnete Dienstagabend in Leipzig sein letzter Auftritt im rot-weiß-roten Dress gewesen sein könnte. „Ich muss jetzt zu meiner Familie und darüber nachdenken, wie es weitergeht. Es kann sein, dass es für mich das letzte Mal war“, sagte der 35-Jährige bei, „ServusTV“.
Das bittere Aus lässt den Wiener alles andere als kalt: „Ich muss das jetzt erst einmal verarbeiten. Wenn die Leute verstehen würden, was in mir vorgeht, dann würden sie mich verstehen. Das Gefühl ist im Moment Wahnsinn. Ich muss das jetzt mit meiner Familie reflektieren und alles aufarbeiten.“ Der Legionär von Inter Mailand ist mit 115 Länderspielen Österreichs Rekordnationalspieler, 37 Tore hat der Wiener erzielt – damit fehlen ihm nur noch sieben Treffer auf ÖFB-Rekordtorschütze Toni Polster.
Neben Arnautovic richtete auch Teamchef Ralf Rangnick bereits den Blick nach vorne. Die Leistungen müsse man mitnehmen, meinte Rangnick. „Ich glaube, wenn wir so spielen, wie wir jetzt diese vier Spiele gespielt haben, haben wir sehr gute Chancen, uns auch für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren.“
Rangnick will zur WM
Die Qualifikation für die WM 2026 geht im kommenden Jahr über die Bühne. Aktuell wäre Österreich als eines von zwölf Teams in Topf eins gesetzt. Das gilt es diesen Herbst in der Nations League gegen Slowenien, Norwegen und Kasachstan zu bestätigen. Rangnick: „Wir sind im Moment im UEFA-Ranking in Topf eins. Da wollen wir unbedingt auch bleiben, um da auch eine richtig gute Chance zu haben, uns nach vielen, vielen Jahren wieder einmal für eine WM zu qualifizieren.“
Auf der nächtlichen Rückfahrt aus Leipzig ins EM-Camp nach Berlin überwog dennoch die Enttäuschung. Aus einer Neuauflage gegen die Niederlande wurde nichts. „Ich kann mir noch gar nicht vorstellen, dass wir zurückreisen. Für uns war klar, dass die Reise noch länger weitergeht, dass wir uns in unserem Quartier in Berlin auf die nächsten Spiele vorbereiten“, sagte Rangnick. Auch bei den Spielern sei eine große Leere da. „Aber am Ende gehört das leider auch mit dazu. In einem Play-off gibt es nur eine Mannschaft, die weiterkommt.“
Er habe in der Kabine eine kurze Ansprache gehalten, erzählte der 66-Jährige. „Nach so einem Spiel hilft es nicht zu sagen, Kopf hoch und es geht weiter. Da ist es besser, man redet erstmal weniger.“ Bevor sich die Spieler endgültig in den Urlaub verabschieden, war am Mittwoch in Berlin aber noch eine ausführlichere Abschlussbesprechung geplant.