So, zum Einstieg eines Elektroauto-Tests muss ich immer ein paar Worte voranstellen. Ja, die E-Mobilität hat mich noch nicht restlos überzeugt – wenngleich ich der Meinung bin, dass es Anwendungsbereiche für die E-Mobilität gibt.
Und noch kurz zur Einordnung: Der Kia EV6, das Auto, das mir meine Kolleginnen und Kollegen von der Mobilitätsredaktion überlassen haben, wurde von einer Jury von 61 Journalisten aus ganz Europa – auch die Kleine Zeitung stimmte mit – zum Auto des Jahres gewählt.
Gute Wahl
Ich glaube, die Entscheidung ist richtig gewesen, weil die Koreaner technisch am stärksten nachgelegt haben. Die 800-Volt-Architektur findet man heute nur in der Luxus- und Sportwagenklasse.
Das Auto selbst macht einen ganz soliden Eindruck. Man hört keine Nebengeräusche. Und kein E-Auto-typisches Singen. Die Leistung fühlt sich gut an, genauso wie die Bremsen – und das ist vielen E-Autos, selbst in der Luxusklasse, nicht so gegeben.
Die Technik zum Rekuperieren macht aus den Bremsen oft gefühllose Wesen, aber nicht beim EV6. Das passt richtig gut. Genauso wie die störungsfreie Lenkung mich überzeugt hat, der EV6 fährt sich gut und dämpft auch Wellen ordentlich weg.
Nur ein Kritikpunkt
Ich habe nur einen Kritikpunkt gefunden: Der EV6 zeigt ein bisschen viel Rollneigung, wenn man scharf einlenkt. Aber man muss da schon einmal ehrlich sein – wir fahren hier mit einem Elektroauto für die breite Masse, da geht’s um andere Werte: Energie sparen, Verbrauch etc. Und auch hier punktet der EV6. Wir verzeichneten 18,3 kWh, trotz eines intensiven Tests. Das hat schon etwas und ist auch dem intelligenten Rekuperationssystem geschuldet. Das System funktioniert – und wie.
Beim Platzangebot gibt sich der EV6 genauso keine Blöße. 2,90 Meter misst der Radstand, hinten und vorn Platz in Hülle und Fülle, selbst für einen 1,95-Meter-Mann wie mich.
Die Verarbeitung im Innenraum schaut gut aus, auch wenn manche Material-Kombinationen auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Dafür hat mich die Infografik beeindruckt. Das Wesentliche im Blick, das Ganze ist nicht überladen – auch hier haben die Koreaner Fortschritte gemacht.
Das Außendesign ist ebenso eine Überraschung. Die voluminösen Powerkotflügel sind vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber das Heck ist wirklich gelungen.
Und mein Resümee: ein wunderbares Auto zum Fahren.
Walter Röhrl