Der Schneider von Škoda ist ein Steirer – und wieder einmal auf Heimatbesuch. Akkurat an dem Tag, an dem wir Design-Ass Karl Neuhold an der südsteirischen Weinstraße treffen, haben wir uns nach 22.383 Kilometern von unserem Dauerläufer getrennt. "Und?", fragt Neuhold neugierig, "Wie war's?“
Die nächsten Minuten zaubern ein Lächeln in das Gesicht der Skoda-Stylisten. Schließlich haben wir nur Worte des Lobs und Nettigkeiten übrig für den Wagen, dem wir ein halbes Jahr lang einen Dauerlauf verordnet hatten. Um auszuloten, was nun wirklich dran ist am Bestseller und wie gut er wirklich ist.
Fazit: Wir haben verstanden. Und wissen jetzt, warum der Škoda seit geraumer Zeit der Auto-Darling in Österreich ist und was ihn so begehrenswert macht. Außerdem: 7967 Menschen – so viele schafften sich im Vorjahr einen neuen Octavia an - können nicht irren. Auch heuer fährt der Topseller übrigens vorne weg, von Jänner bis Juni fand er hierzulande bereits 3316 Käufer.
Wir fassen zusammen: der Škoda Octavia ist ein Paradestück an Stil, Komfort, Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit. Das trifft besonders auf den Octavia Combi zu, der uns im Dauerlauf zur Verfügung stand. Nicht umsonst ist der Hinterlader aus Tschechien der meistverkaufte Kombi Europas, in Österreich macht er gut zwei Drittel des Octavia-Volumens aus.
Wesentlich: In der vierten Generation hat Škoda sein wichtigstes Modell an allen Ecken und Enden auf ein Niveau gehoben, das so manchem Premium-Modell zur Ehre reichen würde. Das protokollierte auch Walter Röhrl, der sich den neuen Octavia genauer angeschaut hatte. Röhrl hält das Upgrade beim Platzangebot zu den großen Stärken der Neuauflage, das speziell im Fond spürbar ist.
Auf der Reise mit dem 150 PS starken Octavia Combi TDI DSG in der Premium-Ausstattung fehlte es uns freilich an nichts. Das Dieselaggregat erwies sich in Verbindung mit dem Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe als ausreichender Kraftspender, das Techno-Angebot im modischen Cockpit erfüllt alle Wünsche und die skodatypischen Simply-Clever-Lösungen waren uns oft mehr als ein Schmunzeln wert. Bloß der er in der Türtasche versteckte Schneebesen blieb im mickrigen Winter arbeitslos.
Kritik? Am ehesten lässt sich über die Bedienbarkeit des Infotainmentsystems meckern, die einige Fingerfertigkeit erfordert und ablenkt. Die Dichte der Assistenten beeindruckt zwar, mit den Warnungen kann man es aber auch übertreiben. Was wir zurücknehmen: zum Start der Dauertests waren wir der Meinung, dass ein Octavia Combi Allrad haben muss. Falsch: Man ist auch mit zwei angetriebenen Rädern bestens bedient. Nicht zuletzt durch ein Fahrwerk, das man nicht besser machen kann.
Der Mittelklasse-Kombi leistete sich bis zuletzt keinen Huster und bescherte uns sechs völlig sorgenfreie Monate. Beim ersten Service waren gerade einmal 282,47 Euro zu berappen. AdBlue mussten wir zweimal bunkern, der Verbrauch pendelte sich im Schnitt bei fünf Liter ein. Mit dem Preis kommen wir klar: kein Sonderangebot, aber extrem guter Gegenwert.
Karl Neuhold hat genug gehört. Den Beifall für das elegante zeitlose Design nimmt er mit. Unser Mann in Mladá Boleslav schmunzelt, genießt und schweigt.
Didi Hubmann