Kennen Sie dieses Gefühl? Wenn man jemanden trifft, den man aus den Augen verloren hatte und mit dem eigentlich nicht mehr gerechnet hätte. Diese Mischung aus dem Überraschungsmoment, der Erinnerung an das gemeinsam Erlebte und die Neugier darauf, was die Zukunft bringt. So fühlt es sich an, wenn man nach Jahren der Abwesenheit aus der hiesigen Autowelt plötzlich wieder den Schlüssel zu einem MG in der Hand hält.
Von 1923 bis 1980 stolzer Bestandteil der englischen Autoindustrie, ging es für die Marke Stück für Stück dem Ende entgegen, bevor MG 2005 ganz aus Europa verschwand – und jetzt mit einem Umweg über China wieder zurückkehrt. Seit vergangenem Jahr kann man die Produkte von SAIC Motors auch wieder in Österreich kaufen.
Und nein, um das gleich klarzustellen, nach China sieht der MG EHS weder außen noch innen aus. Er trägt das Design eines modernen kompakten SUV, gefällig und keinesfalls fantasielos geklaut. Der Innenraum ist sogar überaus gut gelungen, auch was die Auswahl der Materialien (auch Leder und Alcantara, fein gesteppt), die Verarbeitung und das Platzangebot angeht.
Das Comeback illustriert das sich aus unzähligen Einzelteilen zusammensetzende, achteckige Logo auf den digitalen Armaturen beim Starten dramatisch. Das Infotainment spielt sich auf dem 10,1 Zoll großen Touchscreen ab und es spielt auch alle Stückln, wenn es auch nicht das Schnellste ist.
Ein wenig „Lost in Translation“ sind einige Funktionen des Infotainmentsystems: So prangt auf dem Bildschirm statt „Ein und Aus“, dem üblichen Gegensatzpaar, „Nahe und Aus“. Nichts, was ein Software-Update nicht einrenken würde.
Die drei Hauptprotagonisten des Antriebsstrangs – 1,5-Liter-Turbobenziner, 10-Gang-Automatik (sechs Stufen für den Verbrenner, vier für den Stromer) und Elektromotor – versehen ihren Dienst anstandslos, ohne allerdings als Ausbund an Spritzigkeit in die Annalen der Firmengeschichte einzugehen.
Dennoch ist man mit der Systemleistung von 258 PS keineswegs untermotorisiert, den Antritt eines Sportwagens darf man von dem SUV allerdings nicht erwarten. Nicht erwarten würde man wiederum, wie laut der Elektromotor surrt, wobei auch der Vierzylinder kein Leisetreter ist.
Rund 50 Kilometer schafft man mit vollem Akku rein elektrisch. Laden lässt man ihn am besten über Nacht, denn die 16,6-kW-Batterie zuzelt nur mit 3,7 kW. Also nicht gerade flott.
Über den Wendekreis breitet das technische Datenblatt nicht umsonst den Mantel des Schweigens. Wie auch immer: Für enge Manöver ist er zu groß, da heißt es ordentlich rangieren und kurbeln. Dafür kann das Fahrwerk überzeugen und auch die Lenkung hat Handschlagqualität.
Ein bisschen weniger flott also, ein Alzerl weniger leise. Aber man muss das in Relation zum Preis setzen und wie viel Auto – von den Assistenzsystemen an Bord haben wir noch gar nicht gesprochen – man dafür bekommt. Unterm Strich lautet die Rechnung: schön, dich wieder zu sehen, MG.