Schön war er nicht unbedingt. Spaß machte er aber seit seiner Einführung im Jahr 1993. Bis heute zählt der Renault Twingo zu den meistverkauften Serienmodellen der Auto-Welt. Vom Kult-Kleinstwagen können sich vergleichbare Pkws auch im Jahr 2021 noch eine Scheibe abschneiden.
Rund sechs Jahre nach der Präsentation der dritten Generation trauen sich die französischen Autobauer nun auch eine Elektroversion des Stadtflitzers zu. Warum erst jetzt, muss man sich fragen. Denn der Twingo wurde nicht erfunden, um unendlich perfekt, sondern praktisch in der Stadt zu sein.
Auch der 3,62 Meter lange Twingo-Electric folgt diesem charmanten Minimalismus. Mittels Heckantrieb und einer Reichweite von 190 Kilometern möchte der „Kleinste“, anders als seine Schwester „Zoe“ (390 Kilometer), ausschließlich das urbane Pflaster erobern.
Was sofort auffällt: Ein phänomenaler Wendekreis von 8,60 Metern verwandelt vermeintliche Moped-Stellplätze im Nu zu Auto-Terrain.
Klar hat der elektrische Twingo dank seines E-Motors reichlich Drehmoment, vor allem die kurzen Zwischensprints fallen flink aus. Bis zum 100er geht ihm freilich fast die Luft aus (0 auf 100 km/h in rund 13 Sekunden), aber hey, wir sind in der Stadt, in den 30er- und 50er-Zonen.
Da spielt er seine Stärken aus. Vor allem, weil man brav im Stadtverkehr mitschwimmend auch die Reichweite ausdehnen kann. Wenn man den Schalthebel nach links schiebt, kann man außerdem Rekuperationsstufen aktivieren und schlau Energie rückgewinnen. Mit Übung und Vorraussicht geht dieser Fahrmodus sogar als One-Pedal-Driving durch.
Wer auf die Autobahn, auf den Berg oder mit einem 100er und etwas darüber unterwegs sein will, wird nicht so weit kommen: Die Akkuleistung sinkt trotz aktiviertem Eco-Modus rapide. Selbst die in einer Stunde zu 80 Prozent geladene Batterie (21,4 Kilowattstunden), tröstet darüber nicht hinweg. Im Klartext: In der Stadt wird man bei passender Fahrweise über 200 Kilometer kommen, überland und flotter sind 150 Kilometer schon eine Hürde.
Also bleiben wir lieber in der Stadt. Passagiere, die wir mitnehmen, müssen gut schlichtbar sein, als Gepäckraum für den schnellen Einkauf sind die hinteren Sitze aber perfekt. Als Statement darf die Innenausstattung bezeichnet werden. Der Twingo Electric versucht erst gar nicht, via Infotainment den Minimalismus des Fahrzeugs zu durchbrechen. Analog und digital geben einander die Hand. Es gibt alles, aber nicht mehr.