Viele Diskussionen haben sich zuletzt beim Autokauf verselbstständigt: Hauptsache, Hybrid steht drauf, das reicht für eine Kaufentscheidung.
Dabei ist die Differenzierung der unterschiedlichen Hybridantriebe und das eigene Fahrprofil entscheidend, ob man beim Verbrauch draufzahlt und der Umwelt einen Bärendienst erweist.
Steuerlich begünstigte Plug-in-Hybride (mit Batterien, die über das Stromnetz aufgeladen werden können), die nie an der Dose hängen, und immer mit dem Verbrenner unterwegs sind, bringen der Umweltbilanz überhaupt nichts. Im Gegenteil. Die Autos schleppen Batterien mit sich herum, der Verbrauch erhöht sich.
Verbrennungsmotor, E-Motor, Generator und Batterie ergeben alle möglichen Varianten: beginnend bei den Micro-Hybriden (Start-Stopp-Automatik, kein klassischer Hybrid), und den Mild-, Voll- und Plug-in-Hybriden.
Mildhybrid. „Meiner Meinung nach fängt ein Hybrid bei der 48-Volt-Technologie an“, erklärt Helmut Eichlseder von der TU Graz. „Weil diese Technik auch hinsichtlich der Kosten-Nutzen-Rechnung sinnvoll ist.“ Dieser Mildhybrid kann nur sehr kurze Strecken (vom Ausparken bis zu ein paar 100 Metern) rein elektrisch fahren. Vorteile: Man ist im Niederspannungsbereich unterwegs, holt trotzdem Leistungen von bis zu 10 kW heraus – das heißt samt Potenzial für Energierückgewinnung, weicheres Starten und Abstellen des Autos. Das 48-Volt-System ist technisch schlüssiger als das 12-Volt-System und vorteilhaft vor allem bei Fahrprofilen mit Niedrig- und Teillast, also Stadtverkehr und Landstraße. Auf der Autobahn erhöht sich der Verbrauch.
Der Vollhybrid. Komplexer, mit zusätzlicher Batterie und E-Motor. Eichlseder: „Die weitere Ausdehnung der Vorteile, die ich bei einem 48-Volt-System habe – aber unter Inkaufnahme eines höheren Aufwandes.“ Also: größere Batterie, mehr Gewicht. Aber dafür hat man mehr Vorteile im Vergleich zum Mildhybrid, bedingt durch den größeren Aufwand und höhere Kosten. Wissen müsse man laut dem Experten Eichlseder: „Lange Autobahnfahrten sind nicht die Stärke eines Vollhybrids. Für Menschen, die viel im innerstädtischen Bereich unterwegs sind, bringt es Vorteile. Ich kann den Motor in einem Betriebszustand mit einem besseren Wirkungsgrad laufen lassen, und so den Verbrauch reduzieren.“ Mittlere und niedrige Lastbereiche bringen das beste Sparpotenzial (Stadtverkehr oder Landstraßen). Rein elektrisch ist man maximal wenige Kilometer unterwegs.
Der Plug-in-Hybrid. Der Antrieb hat ein großes Potenzial, wenn er richtig eingesetzt wird. Der Vorteil ist extrem abhängig vom Fahrprofil. Das Potenzial der Batterie, die rein elektrische Fahrstrecken von rund 30 bis 60 Kilometern erlaubt, müsse genützt werden, sonst, so Eichlseder, sei dieser Hybrid nur ein „grünes Mäntelchen, das man sich umhängt“. Studien zum Vollhybrid waren zuletzt ernüchternd, die E-Reichweite werde viel zu wenig ausgenützt. Mit diesen Schlagzeilen geraten langfristig auch die steuerlichen Vorteile in Gefahr.
Wichtigstes Gebot beim Kauf eines Hybrids: Das eigene Fahrprofil kritisch hinterfragen, den Hauptverkehrsanteil (Stadt, Land, Autobahn) abschätzen, und erst dann entscheiden. Auch die Frage nach dem 48-Volt-System ist bei der Kaufentscheidung Thema. Alle großen Automobil-Konzerne haben zuletzt ihre Hybridangebote massiv ausgebaut.
Von Didi Hubmann