Helmut Marko spricht normalerweise ruhig, leise, geradezu bedächtig. Jede Aussage klingt wie eine Analyse, nüchtern, extra-dry in den Zwischentönen. Seine Urteile sind gefürchtet. Der Le-Mans-Sieger und Red-Bull-Motorsport-Chef ist der Motor hinter den Weltmeistertiteln des Teams. Und ein Benzinbruder.
Man muss so weit ausholen, um zu verstehen, was da gerade passiert. Marko hat das Lenkrad voll eingeschlagen, und dreht sich im Kreis. Immer und immer wieder. Mit einem Grinser im Gesicht, als ob Verstappen die letzten drei Rennen gewonnen hätte. Vor seinem Hotel Augarten in Graz schaut das aus, als ob der Honda e auf einem Bierdeckel umdrehen würde. Heckantrieb, 8,6 Meter Wendekreis. Marko im O-Ton: „Bist du deppert, unglaublich. Hast du das gesehen? Sensationell. Optimal für die Stadt.“
Auf dem kleinen Vorplatz, wo kein anderes Auto umdrehen kann, fährt der Honda e im Kreis, in der Dauerschleife. Und dann geht es aus dem neuen hauseigenen Kreisverkehr in die Stadt. „Die Lenkung ist leichtgängig, aber mit Gefühl, das ist erfreulich.“ Ein erster Stromstoß zaubert den nächsten Grinser auf Markos Gesicht. „Wie das anzieht. Und wie das Auto auf jede kleine Lenkbewegung reagiert, wie ein Gokart. Faszinierend, diese Wendigkeit.“
Also, Herr Marko, werden Sie jetzt in Sachen E-Mobilität bekehrt? „Da muss man schon differenzieren. Die E-Mobilität ist nicht die Heil bringende Lösung. Für die Stadt schaut das natürlich anders aus, da ist es absolut okay. Der Honda e ist für mich ein Stadtauto. Für einen täglichen Aktionsradius von rund 50 Kilometern und ein bissl mehr.“ Nachsatz: „Wahrscheinlich kommst schon von Graz nach Wien damit, aber ich will mich nicht verbiegen auf meine alten Tage. Und über Klimaanlage und Sitzheizung nachdenken.“
Offiziell sind es 222 Kilometer, die als Reichweite angegeben sind, realistisch rund 200 Kilometer (je nach Spaßfaktor, Intensität der Klimaanlage, wie man die Rekuperationsmöglichkeiten per Paddles nützt etc.). „Wenn du ein Gefühl für die Rekuperation entwickelst, kannst du einiges an Reichweite gewinnen“, so Marko. Aber: „Wenn ich so ein Auto habe, muss ich ja zwischendurch auch einmal Strom geben. Das Elektroauto ist ja auch ein Spaßmacher.“
Marko bremst sich jetzt kurz ein, stellt das Auto zur Seite. „Super dosierbar die Bremsen, kein künstliches Gefühl.“ Die Bildschirme, die sich über das ganze Cockpit ziehen, beeindrucken sogar ihn. Ein japanischer Garten erscheint über die volle Breitseite, dann auf Knopfdruck ein Aquarium.
Die Möglichkeiten, die Bildschirme für Fahrer und Beifahrer zu konfigurieren, die Grafiken, wenn es um die Fahrleistungen und Verbrauch geht: „Klar, übersichtlich, sehenswert. Ich würde nur jenen Teil nützen, der für das Fahren und die Informationen wichtig ist. Der Rest ist für Technikfreaks. Wobei, das eigenständige Parken, das man aktivieren kann, ist schon ein Hammer, das arbeitet millimetergenau.“
Dann schaut er wieder in die kleinen seitlichen Monitore, in denen sich die Bilder der Rückspiegelkamera zeigen. „Das war anfangs echt gewöhnungsbedürftig. Jetzt muss ich sagen: Super, das mit den Spiegeln, weil du ein viel breiteres Bild hast.“ Das Auto hat für ihn riesiges Potenzial. „Das kann etwas Klassisches werden, eine Ikone. Wie der Mini, als er erstmals präsentiert wurde. Sachlich, klar, effizient, trotzdem liebenswert. Mir taugt’s einfach.“
Didi Hubmann