Das meistverkaufte E-Auto: E-Pionier Renault Zoe ist im Zeitgeist angekommen.
Renault war einer der E-Mobilitätspioniere, der Zoe ist das meistverkaufte Elektro-Auto in Europa. Und damit genauso ein Eisbrecher wie der Taycan, der die E-Mobilität jetzt für die Sportwagenebene erschließt. Nur dass der Zoe eben vor Jahren schon den Elektro-Massenmarkt aufbereitet hat.
Der Zoe steht für den Einstieg in die Elektro-Mobilitätswelt, der Taycan für den High-End-Bereich – und doch gibt es Gemeinsamkeiten. Bei der Testreichweite kommt man mit dem Zoe auf knapp 340 bis 360 Kilometer, also auf eine ähnliche Schlagdistanz. Je mehr man den Zoe im Stadtverkehr bewegt (viel Stop-and-go-Verkehr), desto besser schaut’s mit der Reichweite aus. Rein in dem Bereich bewegt kann man auch einen 4er bei den Kilometern als Anfangszahl herausfahren.
Ladetechnisch sind bis zu 50-kW-Gleichstrom drin, aber diese Variante ist aufpreispflichtig. Grundsätzlich wird man den Zoe eher mit 22 kW bestromern (3:40 Stunden von 0 auf 100 Prozent).
Neu ist auch die B-Fahrstufe, die eine stärkere Rekuperation als die Drive-Fahrstufe der Automatik ermöglichen soll. Die Verzögerung fällt nicht so stark aus wie erwartet.
Der neue kleine Franzose steht freilich anders da als zu seinem Start: Der Innenraum kommt auch mit recycelten Materialien daher, die Kunststoffe stammen zum Teil aus alten Plastikflaschen. Das Ambiente entspricht jetzt dem Zeitgeist der Nachhaltigkeit. Auch der Lärmpegel ist hörenswert, die Geräuschdämmung besser, vor allem im Stadt- und langsamen Landstraßenmodus danken es einem die Ohren. Auch beim Fahrgefühl hat man jetzt ein Level erreicht, das den Vergleich mit Verbrennern nicht scheuen muss – im Gegenteil.
Das beste E-Auto: der Porsche Taycan Turbo S – brachial mit Schlauheitsfaktor.
Es sind die technischen Details und nicht die Reichweite, die Porsche zum besten E-Auto der Welt machen: Der Taycan ist ein Hightech-Labor, bis ins letzte Detail wurde das System (800-Volt-Technik, Thermomanagement, Rekuperation bis 265 kW etc.) ausgereizt. Zwei E-Motoren treiben den Taycan an, beide arbeiten autark, der vordere kümmert sich um den Alltagsbetrieb, der stärkere hintere (entkoppelbar) kümmert sich um die speziellen Bedürfnisse, wenn man stärker auf das Strompedal steigt. Und zwar mit einem ausgeklügelten Zweigang-Getriebe. Das Ganze funktioniert so perfekt, dass Hightech nicht zur Belästigung, sondern zur Genugtuung gereicht.
Wenn man’s braucht, kann der Taycan Turbo S seine Brachialgewalt mit 761 PS und Wahnsinnsdrehmoment raushängen lassen. Unter drei Sekunden zoomt man von 0 auf 100 km/h. Auch mehrfach. Traktion ist eine Kunst, die dieser Porsche beherrscht – also die Kraft tatsächlich auf die Straße zu bringen. Das Fahrgefühl, sowieso: perfekt.
Man hat aber auch ein schlaues Auto konzipiert. Je nach Fahrmodus kann sich die Aerodynamik verändern (Lüftungsklappen etc.). Im Range-Modus, wenn’s um Reichweite geht, macht sich der Taycan windschlüpfrig. Realistische Reichweiten von 350 bis 370 Kilometern sind auch bei Autobahnfahrten mit Tempo 130 und aktivierter Klima drin.
Reduziert man den Autobahnanteil, fährt man Richtung 400 Kilometer. Dass er mit bis zu 270 kW bestromert werden kann (22 Minuten von 5 auf 80 % Ladung), ist ein schönes Detail. Aber permanent angewendet würde so eine Ladeleistung der Batterie nicht guttun. Man wird’s also – zumindest beim Laden – ein wenig langsamer angehen müssen.
Didi Hubmann