Ich gebe es zu: Als ich im Sommer des Vorjahres bei einem sogenannten „Sneak Preview“ einen ersten Blick auf den neuen Audi A4 und den Avant werfen durfte, hatte sich meine Begeisterung in Grenzen gehalten. Mir war irgendwie ein größerer Wurf vorgeschwebt, und ich stand mit meiner Meinung nicht alleine da.
Der Vorwurf, beim Design auf der sicheren Seite und zu nahe am schönen Vorgänger geblieben zu sein, entkräfteten dann die ersten Testfahrten, weil schnell klar wurde, worauf Audi den Fokus auch bei der Neuauflage seines Lifestyle-Kombis gelegt hatte.
Der Generationssprung ereignete sich unter dem Blech, und zwar im großen Stil, wofür es schon reichlich Applaus gab. In Sachen Technik und Nutzbarkeit drehten die Ingolstädter alle Schrauben bis zum Anschlag - und zum Höhepunkt der Reife.
Nach 12.000 sorglosen Kilometern an Bord eines A4 Avant 2.0 TDI quattro ist das Grinsen in unseren Gesichtern ein Dauerzustand geworden. Es ist die unvergleichliche Qualität und der Feinschliff im Detail, die der Avant auf jedem Kilometer vermittelt und ihn vom mittlerweile stolzen Wettbewerb unterscheidet. Präzision und Klarheit ziehen sich wie ein roter Faden bis zurück zur elektrischen Gepäckrolle des respektablen und tief liegenden Ladeabteils, das durch Ordnungsliebe glänzt und von LED-Lampen ausgeleuchtet wird.
Unser Lieblingsplatz ist freilich links vorne, das Cockpit ist ein Arbeitsplatz nach Maß. Und ein Fest für die Fingerspitzen: Erlesene Materialien, wohin man greift, jede Fuge sitzt, Bedienelemente wie die Tasten der Klimaanlage oder Lüftung sprechen bereits auf sanfte Berührung an.
Auf der Fahrwerksseite ist die Edel-Fuhre ein Musterschüler, da verliert jede Langstrecke an Schrecken. Der 190 PS starke Zweiliter-Diesel hat sich in Kombination mit dem Siebengang-DSG als ziemlich lässiger Kraftspender erwiesen, mit ordentlich Dampf von unten raus. Verbrauch? 5,9 Liter im Schnitt sind okay. Den quattro-Bonus konnten wir noch nicht auskosten. Dafür ist das nächste Mal Walter Röhrl zuständig. Dann wird auch über den Preis zu reden sein, der ja kein Sonderangebot ist.
Gerhard Nöhrer