Es muss ja nicht gleich ein Kunststück von Stuntweltmeister Chris Pfeiffer sein (Youtube, BMW und Pfeiffer eingeben und - staunen). Für Wiedereinsteiger ins Motorradleben - wie unsereins - reicht es, einfach einmal aufzusitzen und das Bike im Fahrtwind zu spüren. Wie fühlt es sich also an?
Ein paar Jahre nach dem letzten Mal nehmen wir die ersten Kurven. Vom Einlesen weiß man: Das Gschau der letzten BMW F800R hat einigen nicht ganz so behagt, im Modelljahr 2015 hat man aber nicht nur das Gesicht remodelliert, sondern vor allem an der Abstimmung gebastelt.
Die Fußraster wurden etwas versetzt, die Upside-down-Gabel arbeitet statt einer Telegabel, es gibt eine kürzere Übersetzung der ersten beiden Gänge und ein paar PS mehr, die von einer neuen stärkeren Vorderbremse besser gezähmt werden sollen.
Klingt alles gut und technisch, spiegelt aber das Fahrgefühl nicht wider. Also: Das Besondere an dem Bike (auch als Einsteigerversion mit 48 PS erhältlich) bleibt, wie schnell man das Urvertrauen in das Motorradfahren an und für sich wieder gewinnt.
BMWs F800R reichen kleine Fahrbefehle, sie reagiert prompt und ehrlich, die Schräglagen werden nach der siebenten, achten Kurve schon deutlich souveräner. Diese unmittelbare Anbindung zwischen Fahrbefehl, Umsetzung und Rückmeldung lässt die eigene Skepsis schmelzen wie das Polareis bei der Klimaerwärmung. Vor allem die Standhaftigkeit selbst in schärferen Schräglagen überrascht.
Die F800R ist eine Einstiegsdroge für Wiederholungstäter, die nach einigen Jahren der Abstinenz wieder aufsteigen. Es sind auch die kleinen Details, die eine Annäherung an die große, alte Liebe Motorrad erleichtern: Obwohl der erste Gang kürzer übersetzt ist, ist er einfach zu dosieren, selbst im Stadtverkehr - da ruckelt nichts, das Ganze ist einfach fein abgestimmt.
Auffallend, weil die Knochen ja nicht jünger geworden sind: Die angenehme, aufrechte Sitzhaltung (Sitzverstellung, neuer Alu-Lenker) und layouttechnische Änderungen (Fußraster, größerer Kniewinkel etc.), die ein kommodes Vergnügen bereiten.
Extras im Programm wie die dreistufige Fahrwerkseinstellung oder eine automatische Stabilitätskontrolle vermisst man wohl erst dann, wenn man am Boden liegt. Wir blieben oben, übrigens.