Welchen Stellenwert der Pick-up in den USA hat, das kann man in Europa nicht einmal ansatzweise nachvollziehen. Rund 6500 Stück der Pritschenwagen werden in den Vereinigten Staaten verkauft - und zwar pro Tag. Über Sinn oder Unsinn der Elektrifizierung der ohnehin schon mehrere Tonnen schweren King-Size-Straßenkreuzer, die deutlich größer sind als Pick-ups auf dem europäischen Markt, lässt sich trefflich streiten. Nur ist das Segment für die Autobauer jenseits des großen Teichs dermaßen wichtig, dass auch sie an die Steckdose gehen.
Der erste, der darüber laut nachgedacht hat, war Tesla-Gründer und -CEO Elon Musk. Und zwar schon sieben Jahre vor der Präsentation des ersten Prototypen im November 2019, die zum einen spielfilmreif inszeniert war, aber vor allem deshalb bis heute in Erinnerung geblieben ist, weil die als bruchsicher angepriesenen Fensterscheiben bei der Demonstration zerbrachen.
Bereits mehrfach wurde seither der Marktstart des Cybertrucks verschoben - so auch jetzt wieder. Die Produktion soll nun bis zum Ende des ersten Quartals 2023 aufgenommen werden, sagte eine mit der Sache vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.
Im ersten Quartal werde das Fahrzeug zunächst nur in begrenzter Stückzahl gebaut, später werde die Menge dann erhöht, sagte der Insider. Ursprünglich war das Ende 2021, dann Ende dieses Jahres angepeilt gewesen, diese Ankündigung ist allerdings von Teslas Homepage verschwunden.
Seit der Präsentation hat die Konkurrenz Tesla rechts überholt: So hat GMC den Hummer rein elektrisch wieder auferstehen lassen, Ford hat mit dem F-150 Lightning den traditionell meistverkauften Pick-up des Landes unter Strom gesetzt und das Start-up Rivian hat nicht zuletzt durch den Rückwind des R1T kurzfristig für Höhenflüge ihrer Aktien an der Börse gesorgt.
Grund für die weitere Verschiebung sollen technische Änderungen am Elektro-Pick-up sein. Entgegen bisheriger Ankündigungen soll das Topmodell mit vier Elektromotoren ausgestattet sein, wie das bereits beim Mitbewerber von Rivian der Fall ist.
Ebenfalls geplant ist eine Allradlenkung, mit der Tesla dem Hummer nacheifert: Die ermöglicht nämlich den sogenannten "Krabbenmodus", bei dem alle vier Räder in die gleich Richtung lenken. So kann sich das Auto nicht nur vorwärts oder rückwärts, sondern auch seitwärts bewegen.
Keine Informationen seitens des Unternehmens gibt es dazu, wie man zu erwartende Probleme mit der Straßenzulassung auf einigen Märkten der Welt in den Griff bekommen will. Bereits nach der Vorstellung des Cybertrucks hatten Sicherheitsexperten von Euro NCAP oder dem australischen Pendant ANCAP wegen der Keilform des Fahrzeugs und der hohen Steifigkeit seiner Edelstahlkarosserie Bedenken bezüglich Insassen- und Fußgängerschutz geäußert.