Die Zeiten, in denen Walter Röhrl mit dem Besitzer der Rennstrecke Bilster Berg in Gummistiefeln durch das unbefestigte Gelände kraxelte, um eine Rennstrecke zu visualisieren, sind 20 Jahre her. Mit Walters Input entwarf Formel-1-Streckendesigner Hermann Tilke hier im östlichen Teil Nordrhein-Westfahlens ein Abenteuerland für Autofahrer.

Mit Walter über die abgesperrte Strecke zu driften, ist kein Nachteil. Als Kenner der ersten Stunde weiß er um jeden Winkel. Man zählt 44 Wannen und Kuppen, sticht sogar durch eine „Mausefalle“ mit einem Gefälle von 26 Prozent, danach fährt man in das Steilstück gen Himmel (21 Prozent Steigung). Durch die vielen Wannen und Kuppen sind viele Kurven teils äußerst schwer oder „blind“ einzulenken, wie man in der Rennfahrersprache sagt.

Hier befindet sich auch der natürliche Lebensraum des neuen Porsche GT3, kurz umrissen in Zahlen und Fakten: Hochdrehzahl-Boxermotor (bis 9000 U/min!), Heckantrieb, vier Liter Hubraum, 510 PS, knapp über 1400 kg leicht, Technik aus dem Rennsport. 0 auf 100 in 3,4 und 0 auf 200 km/h in 10,8 Sekunden. Ab 221.246 Euro (6-Gang bzw. 7-Gang-PDK).

Dieses Video könnte Sie auch interessieren

In unserem Video erklärt Kleine-Zeitung-Cheftester Walter Röhrl, warum dieses Auto so einzigartig ist – und auf der Nürburgring-Nordschleife eine spektakuläre Zeit von 6:59,927 Minuten erzielt. „Der GT3 ist ein Höhepunkt der sportlichen Linie von Porsche, aerodynamisch genauso wie mit technischen Raffinessen versehen. Mit Doppellenker-Vorderachse und Hinterachslenkung wurde fahrdynamisch eine Steigerung erzielt.

Außerdem: Leichtbau, eine neue Reifengeneration, brutale Bremsen. Alles in allem kommt man mit dem Paket in Kurven am Bilster Berg auf Querbeschleunigungen von bis zu 2,1 g, das ist mehr als das Zweifache des Körpergewichts, das dann auf dir lastet.“ Als Beifahrer kann man ohne Übertreibung schreiben: Da bleibt einem das Hirn stehen. Nicht einmal Fliegen ist schöner.

Der neue GT3 stellt den vorläufigen Höhepunkt der GT-Modelle dar. Mit dem GT3 vom 996er begann alles vor über zwei Jahrzehnten. Röhrl: „360 PS hatte das Auto damals, ein fahraktives Auto ohne komische elektronische Helferlein“, grinst er. „Ja“, und das kommt im bayrischen Brustton der Überzeugung, „richtig schön zum Fahren war er, und das erste Serienauto, das unter acht Minuten auf der Nordschleife geblieben ist. Heute ist man um rund eine Minute schneller – auch dank der neuen Reifengeneration.“

Der tollste GT war für Röhrl der Carrera GT, der heute Legendenstatus besitzt und seine Handschrift trägt. Kraftvoll, pur, ehrlich, ein Zehnzylinder, unüberhörbar. „Vielleicht das emotionalste Auto“, so Röhrl. „Der Zehnzylinder-Saugmotor wurde für die Balance tief eingepflanzt, Mittelmotorkonzept, wieder keine elektronischen Helferlein, 620 PS. Ein Auto für Menschen mit viel Selbstverantwortung.“ Zeit auf der Nordschleife? „7,32 Minuten – mit der neuen Reifengeneration würde man es wohl 15 Sekunden schneller schaffen“, so Röhrl ungerührt.

Weitere Röhrl-Lieblinge aus der GT-Familie? Natürlich der ausverkaufte GT2 RS mit 700 PS („Solange es trocken ist, vernünftig zu fahren. Verwunderlich, wie man so viel Kraft so perfekt auf die Straße bringt“) oder der GT4, mit 380 PS und Mittelmotor: „Im Alltag ein König der Spaßmacher.“

Mehr zum Thema