Es ist der erste Blick auf den EV6: Ein Kia von dieser Wucht muss man live sehen, um zu verstehen, was sich alles ändert - wir durften bereits exklusiv Platz nehmen.
Zur Nomenklatur muss man zuerst wissen: Am Anfang stehen bei Kia jeweils die Buchstaben „EV“, danach folgt eine Ziffer, die der Position des Fahrzeugs in der Modellpalette entspricht.
Der erste Eindruck: Das noch von Peter Schreyer entworfene Tigernasen-Gesicht ist unter Chief Creative Officer Luc Donckerwolke (arbeitete schon für Lamborghini, Bentley, Seat) und Gregory Guillaume (Chef des europäischen Designcenters in Frankfurt) zu einem digitalen Tiger-Gesicht modelliert worden, samt sequenziellem Lichtmuster beim Tagfahrlicht und einem flachen Lufteinlass. Man spielt bewusst, wie am ganzen Auto, mit "kontrastierenden Elementen" - was der neuen Designphilosophie entspricht.
So viel Leidenschaft war von Kia nicht zu erwarten. In aller Bescheidenheit sagt Donckerwolke deshalb wohl auch: "Dieses Auto ist mit dem neuen Logo und aus dem neuen Logo heraus geboren worden. Es steht für die Neuerfindung der Marke." Nachsatz: Man wollte keines dieser stromlinienförmigen, gleich ausssehenden SUV-E-Autos machen, sondern den eigenen Zugang finden.
Man konnte die Motorhaube weit nach unten ziehen, eine gute Aerodynamik spielte eine Schlüsselrolle. Der Radstand zieht sich auf 2,9 Meter, das ist mehr als beim Sorento - und das bei den Abmessungen von 4,68 m Länge, 1,88 m Breite und 1,55 m Höhe.
Der EV6 steht mindestens auf 19-Zoll-Patscherln, bis 21 Zoll reicht das Spektrum. Der EV6 ist ein waschechter Crossover, das Dach duckt sich hinten tief nach unten. Die Hecklichter befinden sich in einem geschwungenen Leuchtband. Der Dachspoiler hängt wie ein Flügel im Wind.
Im Cockpit treffen wir auf einen gewölbten Bildschirm, der die digitalen Armaturen und das Display für das Infotainment verbindet. Darunter sind trotz strenger Knopfdiät Tasten übrig geblieben, über die man zum Beispiel die Klimaanlage steuert.
Das Innenleben bietet veganes Leder, genauso umweltfreundliche Sitze, die jeweils über 100 Plastikflaschen als Recycling-Material intus haben.
Technische Daten? Zwei Batterie-Pakete und zwei Antriebsvarianten, Heckantrieb versehen mit einem Elektromotor, Allrad mit je einem E-Motor pro Achse.
Arbeiten wir uns also durch die Modellpalette nach oben: Den Einstieg bildet die Version mit 58-kWh-Akku und Heckantrieb (rund 400 km Reichweite).
Die E-Motoren leisten zwischen 125 und 430 kW, die Reichweiten liegen je nach Konfiguration zwischen 380 und über 510Kilometer.
Beispiele? Der EV6 2WD mit 77,4-kWh-Akku verfügt über eine kombinierte Reichweite von über 510 Kilometer (nach WLTP) und einen 168 kW (229 PS) starken Elektromotor, der die Hinterräder antreibt. Die Allradversion besitzt ein Triebwerk mit 239 kW (325 PS) Leistung und 605 Nm Drehmoment (null auf 100 Stundenkilometer 5,2 Sekunden).
Top: Der EV6 GT, mit zwei E-Motoren (430 kW) und einem maximalen Drehmoment von 740 Nm (0 auf 100 km/h 3,5 Sekunden).
Die Batterie ist zwischen Vorder- und Hinterachse in den Boden integriert. Was das Laden betrifft, so ist das System standardmäßig 800-Volt-schnellladefähig und kann ohne Adapter auch an 400-Volt-Stationen angeschlossen werden. Kia kann gleich schnell laden wie ein Porsche.
Im Kia-Revier ist das ein echter Wettbewerbsvorteil. Der Akku lässt sich in nur 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent aufladen. In der 2WD-Versionen mit 77,4-kWh-Akku können in weniger als viereinhalb Minuten 100 Kilometer Reichweite "nachgereicht" werden.
Damit nicht genug, Kia lässt auch mehrere (fünf!) Rekuperationsstufen zu, die man während der Fahrt wechseln kann, um möglichst viel Energie zurückzugewinnen.
Außerdem ist bidirektionales Laden möglich, das heißt, man kann externe Geräte (vom Fernseher bis zur Klimaanlage) über den Akku aufladen.
Wie sitzt es sich aber jetzt im EV6? Vorne top, in der zweiten Reihe muss man differenzieren. Die Kniefreiheit ist enorm, die Sitzauflage aber sehr tief, die Schenkelauflage kommt da etwas zu kurz.
Preislich wird der EV6 bei rund 40.000 Euro loslegen.