Drei Buchstaben, die im Konzern den Ton angeben – und doch wieder nicht. MQB, also der Modulare Querbaukasten, schlummert mittlerweile unter praktisch jedem Auto aus dem Hause Volkswagen, das mit konventionellen Antrieben erhältlich ist. Und in der jüngsten Evolutionsstufe bildet dieses skalierbare Techniksystem auch für die neuen Generationen von Seat Leon und Škoda Octavia den logischen Ausgangspunkt.
Eigentlich hätten wir an dieser Stelle bereits die ersten Fahreindrücke des ungleichen Geschwisterpaars liefern sollen - wegen der Coronakrise sind die ersten Tests aber auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Deshalb treten Leon und Octavia anhand der bisher veröffentlichten Daten zu einem virtuellen Fernduell an.
- Marktstart. Ein heikles Kapitel, denn beide wären in den nächsten Wochen zu den Händlern gerollt, was aufgrund der Covid-19-Maßnahmen aber auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Derzeitiger Stand: Nach der Aufhebung der derzeit verhängten Beschränkungen kommen die neuen Leon und Octavia zur Auslieferung.
- Preise: Der Seat startet bei unter 19.000 Euro, der Škoda kommt in den Varianten Business und Premium ab 29.730 auf den Markt. Im zweiten Halbjahr folgt dann noch die "First Edition" mit etwas einfacherer Bestückung für wohlfeile 24.000 Euro.
- Abmessungen. Was Leon und Octavia eint, ist der Radstand von 2686 Millimetern. Wer jetzt aber glaubt, damit ist bei den beiden praktisch alles gleich, täuscht sich, denn von der grundsätzlichen Auslegung könnten die zwei ungleichen Brüder gar nicht unterschiedlicher sein. Am stärksten bemerkt man das bei den Basismodellen, die jeweils mit großer Heckklappe und fünf Türen (der Dreitürer des Leon wurde ersatzlos gestrichen) daher kommen. Während der Spanier mit 4,4 Metern Länge ein typischer Kompakter bleibt und das auch mit seinem knackigen Heck darstellt, baut der Tscheche mit 4,7 Metern deutlich länger. Sein langgezogenes Heck trug er schon bei seinem Debüt Ende der 1990er-Jahre, und das beschert ihm einen Basiskofferraum von stattlichen 600 Litern. Der Leon muss sich hier mit vergleichsweise bescheidenen 380 Litern zufriedengeben.
- Kofferraum. Umso mehr aufgeholt hat der Seat dafür bei den Ladeablegern. Hier wollte man in Barcelona bewusst Boden gut machen und streckte den Kombi namens ST auf 4,6 Meter, der jetzt 620 bis 1600 Liter Ladevolumen bietet. Das ist schon ganz knapp dran am Octavia Combi: Auch dieser misst wie die Limousine 4,7 Meter, und diese wenigen Extra-Zentimeter reichen, um beim Fassungsvermögen noch eins draufzusetzen: 640 bis 1700 Liter – das ist einsamer Klassenrekord.
- Motoren. Das knackigere Format des Leon zeigt eindeutig: Hier geht man vermehrt auf Privatkunden, und die wollen natürlich genau den Antrieb, der ihnen zusagt. Deswegen gibt es den Spanier mit insgesamt fünf Benzinern mit 90, 110, 130, 150 und 190 PS. Allesamt turbogeladen, mit drei oder vier Zylindern. Diesel? Hier gibt es keine große Auswahl mehr, und so bleibt man bei 115 oder 150 PS. Gleiches gilt auch für den Škoda, der bei den Benzinern allerdings nur einen 1,5-Liter mit vier Zylindern und 150 PS.
- Alternative Antriebe. Versionen, die Erdgas und Benzin verbrennen, gibt es bei beiden. Zumindest vorläufig, da der Konzern die Weiterentwicklung dieses Antriebs ja eingestellt hat. Hier kommt der 1,5-Liter-Vierzylinder mit 130 PS zum Zug. Ein Mild-Hybrid-System ist beim Seat für den 110- und 150-PS-Benziner zu haben, beim Škoda auch für Letzteren. Plug-in-Hybrid? Entweder mit 204 PS, basierend auf dem alten 1,4-Liter-TSI. Oder aber in sportlicher Form mit 245 PS. Hier kommt der 1500er-Vierzylinder zum Einsatz, und bei den Tschechen in Form des neuen Topmodells mit dem traditionellen Kürzel RS. Auch der Überleon, der fortan nicht mehr Seat Leon Cupra, sondern nur mehr Cupra Leon heißt, darf auf die Kraft dieser zwei Herzen zurückgreifen, aber nicht nur. Denn ihn gibt es auch als reinen Benziner mit dem Zweiliter-Turbo aus dem Cupra Ateca mit 300 PS. Allrad? Auch, aber nur für den Kombi-Ableger.
- Ausstattung. Wo sich die beiden natürlich nichts schenken, sind Infotainment und Assistenzsysteme. Große Touchscreens, eine Bedienung weitgehend ohne Knöpfe und Schalter, Apple CarPlay und Android Auto – alles Features, die in aktueller Generation zum guten Ton gehören. Genau so wie Radartempomat, Notbrems- und Stauassistent. Nicht zu vergessen natürlich: LED-Scheinwerfer, adaptives Fahrwerk, schlüsselloser Zugang. Einen Pluspunkt sichert sich die Mannschaft aus Mlada Boleslav aber noch mit ihren Simply-Clever-Details. Der jüngste Streich: Der Deckel des Spritzwasserbehälters wird nach dem Öffnen zum Trichter, um das Nachfüllen zu erleichtern.