Sie haben sich sehr schwer getan. Während bei seinem deutschen Pendant Mercedes G das Konzept der Neuauflage von Anfang an feststand, musste Land Rover für die Ablöse des legendären Defender einen weit längeren Selbstfindungsprozess durchlaufen. Nicht umsonst klafft an seiner Stelle bereits seit 2016 eine Lücke in der Modellpalette. Dem Vernehmen nach sollen die Briten das Projekt Nachfolger mehrfach zurück an den Start geschickt haben. Aber es ist auch alles andere als leicht, den zufällig erlangten Kultstatus eines Autos künstlich vorzuprogrammieren.
Der Defender ist auf den ersten Blick als solcher erkennbar. Statt dem Trend zum lifestyligen SUV zu folgen (wie die ersten Studien vermuten ließen), verbeugt sich der neue nicht nur was die Silhouette angeht vor seinem Urahn aus dem Jahr 1948. Die Hecktüre ist seitlich angeschlagen, wie es sich gehört, prangt darauf das Reserverad und es gibt den Offroader wieder in zwei Längen. Optional lieferbar ist ein Stoff-Faltdach, das sich über das gesamte Dach erstreckt.
Als 110 mit fünf Türen und bis zu sieben Sitzen (4758 mm Länge), als 90 mit kürzerem Radstand (2587 mm, Länge 4323 mm), drei Türen und bis zu sechs Plätzen kommt er Ende 2020. Genauso wie verschiedene Modellversionen für den kommerziellen Einsatz. Im 110er liegt das Laderaumvolumen hinter der zweiten Sitzreihe bei 1075 Litern. Klappt man sie um, werden 2380 daraus.
Um seinen hemdsärmeligen Charakter zu betonen, zeigt der Defender im Innenraum bewusst Strukturelemente und Befestigungen, die normalerweise kaschiert werden, und staffiert den Boden mit abwaschbaren, gummierten Belägen aus. In der Welt der Pkw ebenso ungewöhnlich ist die Platzierung des Schalthebels am Armaturenbrett, aber so entsteht Platz für den optionalen mittleren Klappsitz in der ersten Reihe, wodurch drei Passagiere vorne sitzen können. Aber der Geländegänger kann natürlich auch digital: So hat er als erstes Modell der Marke das neue Infotainment-System „Pivi Pro“ an Bord, das über einen Touchscreen gesteuert wird. Updates der Software werden „over the air“ eingespielt.
Die Basis des neuen Defender bereitet „D7x“, die speziell für das Modell neuentwickelte und besonders steife Karosseriearchitektur aus Aluminium, die als Grundlage für die Fahrwerks mit Einzelradaufhängung mit Luft- oder Schraubenfedern dient. Blattfedern haben endgültig ausgedient, weshalb wir auch ohne Probefahrt versprechen, dass sich auf der Straße für Defender-Fahrer ganz neue Welten auftun werden.
Bei den Motoren ist folgendes gesetzt: Der 2-Liter-Turbodiesel liefert 200 oder 240 PS, der Benziner mit gleich vielen Brennräumen und Hubraum kommt auf 300 PS. Darüber rangiert ein Reihensechszylinder-Turbobenziner mit 400 PS, dem eine Mild-Hybrid-Antrieb unter die Nockenwellen greift. Nächstes Jahr schiebt Land Rover noch einen Plug-in-Hybrid hinterher.
Allrad ist bei allen Varianten Ehrensache. Zweistufiges Verteilergetriebe, sperrbares Mittendifferenzial und als Option ein aktives Hinterachs-Sperrdifferenzial inklusive. Die Bodenfreiheit beträgt 291 Millimeter. Im Fall des 110ers bedeutet das: vordere Böschungswinkel 38 Grad, Rampenwinkel 28 Grad, hinterer Böschungswinkel 40 Grad, Wattiefe von 900 Millimetern und maximale 3,5 Tonnen Anhängelast. Sag niemals SUV zu ihm.
Wenn es ans Konfigurieren geht, sollte man genügend Zeit einplanen: Zu den vier Zubehörpaketen „Explorer“, „Adventure“, „Country“ und „Urban“ kommen zig Optionen, Zubehör- und Ausstattungsdetails. So kann der Defender beispielsweise mit einer fernbedienbaren Elektrowinde bestückt werden. Oder mit Dachzelt und ausfahrbaren wasserfesten Sonnensegeln. Oder mit einer Anhängezugvorrichtung. Oder ...