Alle 40 Sekunden fährt im Schnitt seit mehr als vier Jahrzehnten ein neuer Golf vom Band. Auch in der Alpenrepublik hat der Kompakte von VW ganz eindeutig eine Sonderstellung: Er ist seit dem Jahr 1978 in ununterbrochener Reihenfolge das meistgekaufte Fahrzeug des Landes. Da braucht es mehr als eine Abgasaffäre, um einen Keil zwischen die Österreicher und ihr liebstes Auto zu treiben.
Und gerade weil der Golf als Fels in der Brandung des Konzerns für Kontinuität steht, muss man schon sehr genau schauen, um die optischen Retuschen des Modellpflege auszumachen: Da wären zum einen der neu gestaltete Stoßfänger, die Halogenscheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht (optional und in den Topmodellen serienmäßig Voll-LED) und neue Kofflügel vorne. Zum anderen serienmäßige Voll-LED-Rückleuchten und eine modernisierte Stoßstange hinten. Dazu kommen noch neue Räder und Farben sowie Dekorblenden und Stoffe im Innenraum. Fertig.
Auffälliger ist das Update im Innenraum: Der Golf hat zum ersten Mal in seiner Geschichte keinen Laustärkeregler mehr, den Job erledigen jetzt zwei Touch-Felder. VW hat nämlich die komplette Bandbreite an Infotainmentsystemen aktualisiert und die Displays vergrößert, das Topmodell „Discover Pro“ mit 9,2-Zoll-Screen kann man per Gestensteuerung bedienen. Zumindest ein paar Funktionen: Durch eine Wischgeste mit der Hand werden die horizontal angeordneten Menü-Punkte nach links oder rechts verschoben. Der Fahrer kann sich so durch das Hauptmenü bewegen, die Radiosender ändern und die Playlist vor- und zurückschalten sowie im „Picture Viewer“ und in den Musikalben (Coverflow) blättern. Eine nette Spielerei, aber sagen wir es so: Die Gestensteuerung ist kein Feature, ohne das man nicht mehr leben kann.
Dazu kommt das neue Active Info Display, ein volldigitales und frei konfigurierbares Kombiinstrument. Parallel vergrößert sich das Spektrum der Online-Dienste und Apps: Fortan wird es möglich sein, via „MirrorLink“ und der neuen App „Door Bird“ online aus dem fahrenden Auto heraus zum Beispiel einem Familienmitglied, Handwerker oder Paketzusteller die Haustür zu öffnen.
Aber nun zu Handfesterem: Fahrwerk und Lenkung haben die Wolfburger mangels Handelsbedarf nicht angerührt, aber an der Basis arbeitet mit dem 1.0 TSI ein neuer Einstiegsbenziner. Der Dreizylinder mit Turbo hat 85 PS, tritt aber auch mit 110 an. Darüber hinaus sorgt ein neues 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe für eine Verbesserung der Verbrauchswerte um bis zu 0,3 l/100 km.
Spannend wird es im Juni: Denn da kommt die Bluemotion-Variante des 1,5 TSI Evo mit 130 PS, deren NEFZ-Verbrauch bei 4,6 l/100 km (analog 104 g/km CO2) liegen soll. Der Motor erreicht sein volles Drehmoment von 200 Newtonmetern bereits bei 1400 U/min. Zudem wird das Triebwerk eine erweiterte Segelfunktion mit deaktiviertem Motor bieten – der TSI schaltet sich beim Gaswegnehmen also komplett aus.
Mit dem neuen Jahrgang erweitert VW beim Golf zudem die Armada der Fahrhilfen: darunter der Stauassistent, die neue Fußgängererkennung mit City-Notbremsfunktion, Anhängerrangierassistent und den Emergency Assist. Weiterentwickelt wurde zudem der proaktive Insassenschutz. Unterm Strich beeindruckend: Durch das Zusammenspiel der Assistenzsysteme fährt der Golf erstmals bis 60 km/h teilautomatisiert.
So viel zur Limousine und zum Variant, jetzt zum Rest der riesigen Modellfamilie: Der normale GTI (ab 36.990 Euro) erstarkte um 10 PS auf 230, und der ehemals 230 PS starke Performance kommt nun mit derer 245 daher. Damit der Abstand zum Primus Golf R weiter ausreichend groß bleibt, bekommt dieser mit 310 Pferden nun die Leistungsstufe des GTI Clubsport S verpasst.
Auch der flotte Selbstzünder GTD (184 PS), der Plug-in-Hybrid GTE (150 PS + 75 kW) und der rustikale Alltrack (ab 36.340 Euro) wurden analog zu den anderen im Rudel der Gölfe überarbeitet. Die Reichweite des e-Golf (ab 37.990 Euro) wurde auf bis zu 300 Kilometer erhöht und den Reigen der Überarbeitung der Modellreihe beschließt gegen Ende des vierten Quartals der Sportsvan.