Einer muss einfach der Größte sein. Wer das jedoch ist, variiert zumindest bei Mini in letzter Zeit fast schon von Jahr zu Jahr. 2010 staunten alle noch über den ersten Countryman – der erste Verterer der Marke mit mehr als vier Metern Länge. Die letzten Modelle, allen voran der Fünftürer und vor allem der Kombi Clubman, dehnten das Format der beliebten BMW-Tochter dann schon sehr Richtung Kompaktklasse. Aber der neue Countryman, der setzt jetzt noch eines drauf.
Gleich 20 Zentimeter legte er im Vergleich zum Vorgänger in der Länge zu. Die drei Zentimeter mehr Breite muten da fast schon bescheiden an, viel wichtiger aber: Die zusätzlichen 7,5 Zentimeter Radstand sorgen für geräumige Platzverhältnisse im Innenraum. 450 Liter fasst der Kofferraum nun, und wer die Rücksitzlehnen im Verhältnis 40:20:40 vollständig umlegt, kommt gar auf 1390 Liter – das sind stolze 220 Liter mehr als der Vorgänger vorzuweisen hatte. Sehr hilfreich dabei: die um 13 Zentimeter längs verschiebbare Fondbank. Das ist beachtlich. Mit „Mini“ hat das alles in jeder Art und Weise aber nicht mehr viel zu tun.
Eher schon mit einem groß angelegten Technologietransfer. Möglich macht das nämlich die neue Plattform, auf der praktisch alle Modelle aus dem Hause BMW mit quer eingebautem Motor und Frontantrieb basieren. Der neue Countryman ist also ein enger Verwandter aller anderen Minis, aber auch vom BMW-Van 2er Active Tourer. Damit hat der Neue natürlich auch Zugriff auf die modernsten Triebwerke aus München. Allrad wird es optional auch weiterhin geben, und zusätzlich ist dieser Brite der erste in der Firmengeschichte, der neben Benzinern und Diesel mit drei und vier Zylindern auch über einen Plug-in-Hybrid-Antrieb verfügen wird.
Weil ein Mini dennoch mehr bieten muss als nur neu eingekleidete deutsche Großserientechnik, bekam der Countryman ein paar nette Details verpasst. So gibt es neben einer per Fußschwenk unter dem Heckstoßfänger zu öffnenden Heckklappe, einem variablen Ladeboden sowie jeder Menge Verzurrösen und Haltebändern als Kofferraum-Highlight die Picnic Bench: Das ist eine herausklappbare flexible Auflagefläche, auf der zwei Personen Platz finden und dann zum Beispiel gemütlich picknicken können.
Natürlich hat die neue Größe auch ihre Vorteile, wenn man das Thema nüchtern angeht: Die Passagiere gewannen deutlich an Kopt- und Schulterfreiheit. Zudem konnte der Verstellbereich der Sitze erweitert werden, die auf Wunsch nun sogar elektrisch arbeiten. Zudem bieten die hinteren Türen nun einen größeren Ausschnitt, um auch den Fond besser entern zu können. Nicht zu vergessen natürlich: Die Türfächer bieten genug Platz für Ein-Liter-Flaschen.
Damit man auch sofort erkennt, dass hier der neue Countryman und nicht irgendein Mini daher kommt, hat man mit einer uralten Firmentradition gebrochen: Erstmals sind die Scheinwerfer nicht mehr rund geformt. Stattdessen treten sie asymmetrisch gerundet auf. Und wer sich für die aufpreispflichtigen LED-Scheinwerfer entscheidet, bekommt noch ein durchgehendes Leuchtenband als Erkennungsmerkmal dazu.
Zur Markteinführung im Februar 2017 tritt der Countryman mit vier Motorisierungen an. Die zwei Benziner sind der Cooper mit 136 PS und drei Zylindern sowie der Cooper S mit 192 Pferden und vier Zylindern. Bei den Diesel gibt es den Cooper D und Cooper SD, jeweils mit zwei Litern Hubraum, vier Zylindern und 150 sowie 190 PS. Bei den Getrieben wird es jetzt ein wenig kompliziert: Serienmäßig ist ein Sechsgang-Schaltgetriebe verbaut. Für den Cooper gibt es auf Wunsch eine Sechsgang-Automatik, für Cooper S und Cooper D sogar eine Achtgang-Version, die beim Cooper SD sogar zur Standardausrüstung gehört.
Stichwort Allrad: Der arbeitet nicht permanent, sondern schlupfabhängig. Soll bedeuten: Die Hinterachse bekommt immer nur so viel Antriebsdrehmoment ab, wie sie gerade benötigt. Das kann bei ausreichend Traktion kein einziger Newtonmeter sein, im Härtefall aber bis zu 50 Prozent der Motorleistung. Möglich wird das durch ein komplexes System aus Power-take-off-Einheit am Getriebe und einer Hang-on-Kupplung am hinteren Differenzial. Die Elektronik regelt das Zusammenspiel dieser zwei Kupplungen so, dass die Kraftverteilung frühzeitig an die jeweiligen Fahrbedingungen angepasst wird.
Und weil die Technikschublade bei BMW schon einmal offen steht, verbauten die Mini-Leute modernste Assistenz- und Infotainmentsysteme. So gibt es zum Beispiel Verkehrszeichenerkennung, Abstandsregeltempomat und die City-Notbremsfunktion. Ebenfalls erhältlich: der Einparkassistent und ein Head-up-Display. Bei der Unterhaltung läuft alles im zentral positionierten 8,8-Zoll-Display zusammen, das als Touchscreen ausgeführt ist und über den von Bluetooth-Telefonie bis zur Navigation alles gesteuert werden kann.
Nur nicht die dynamische Dämpferkontrolle: Über einen Drehregler am Schalthebel kann zwischen den drei Modi Mid, Sport und Green umgeswitcht und somit die Kennlinie der Dämpfer variiert werden. Gleichzeitig ändern sich damit auch das Ansprechverhalten von Gaspedal und Lenkung, bei manchen Modellvarianten sogar der Motorsound und die Schaltcharakteristik der Automatik.
Mehr Spielerei als praktische Innovation ist hingegen der Country Timer. Als Teil des Navigationssystems erkennt dieser Timer, sobald man befestigte Wege verlassen hat und zählt die Zeit im unwegsamen Gelände und stellt dies dann in bunten Grafiken auf dem Touchscreen am Armaturenbrett dar. Möglich wird dies durch Daten der Stabilitätskontrolle, die von Schlupf bis Schräglagen alles registriert – und optisch hübsch aufbereitet.
Und die Preise? Die sind auch nicht mehr wirklich mini: Los geht es im Februar 2017 für den Cooper Countryman bei 28.300 Euro. Wer Allrad möchte, muss 31.000 Euro ablegen. Der Cooper D kostet 30.800 Euro, als Allradler 33.100 Euro. Und der Cooper S beläuft sich auf 33.650 Euro. Was der Cooper SD kosten wird, darüber schweigt BMW, äh Mini, noch.