Auf der Automesse in Peking haben mehr als ein halbes Dutzend Start-ups ihre Elektrofahrzeuge präsentiert. Kein Wunder, ist China doch der weltweit größte Markt für Stromer. Mit Umweltbewusstsein hat das aber nur wenig zu tun: Strenge Vorschriften lassen Großstadt-Chinesen keine Alternative.

Weil knapp sechs Millionen Autos alleine die Straßen in Peking schon jetzt aus allen Nähten platzen lassen und die Luft verpesten, greift die Regierung durch: Nummernschilder für Autos mit Benzinmotor werden in den größten Städten seit Jahren nur noch verlost. Die Chance, eine der begehrten Lizenzen zu ergattern, liegt bei weniger als fünf Prozent. Wer ein E-Auto kauft, ist von der Regel ausgenommen.

Der LeSEE soll gegen Teslas Model S antreten
Der LeSEE soll gegen Teslas Model S antreten © LEECO

Es herrscht also großer Bedarf an Elektroautos, dem die westlichen Hersteller nicht nachkommen, weshalb immer mehr heimische Unternehmen an die Dose gehen. Einer, der auf der Messe in Peking ein Resultat präsentieren kann, ist Jia Yueting – 43 Jahre alt, mit IT und Telekommunikation groß geworden, heute als Milliardär in der Forbes-Liste notiert und Chef des Newcomers LeEco. Das Konzeptauto LeSEE soll in einigen Jahren Teslas Verkaufsschlager Model S mit Hilfe des Partners Faraday Future auf dem US-Heimatmarkt das Wasser abgraben.

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Faraday Future ist nach Tesla der neue Newcomer aus Kalifornien, der mit der Studie eines Elektrosportwagens namens FFZero1 auf der CES in Las Vegas im Jänner diesen Jahres auf sich aufmerksam gemacht hat. Derzeit baut Faraday eine gigantische Fabrik, in der in wenigen Jahren Elektroautos in unterschiedlichen Größen und Formen entstehen sollen.

Im autonomen Modus fährt sich das Lenkrad ein
Im autonomen Modus fährt sich das Lenkrad ein © LEECO

Konkret handelt es sich beim LeSEE um ein sportlich gezeichnetes, fünftüriges Coupé mit reinem Elektroantrieb, einer futuristischen Form mit breiten Leuchtbändern an Front und Heck sowie mit gegenläufig öffnenden Türen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt angeblich bei 210 km/h, mehr hat LeECO aber noch nicht verraten. Gleichzeitig soll der LeSEE auch autonom fahren können.

Wie schon von der Mercedes-Studie F015 bekannt, fährt das Lenkrad bei Nichtgebrauch Richtung Armaturenbrett, die Zieleingabe erfolgt mittels Sprachbefehle über das Smartphone. Das ist Yueting aber noch nicht genug: Das System soll permanent dazu lernen, pro gefahrenen Kilometer also immer schlauer werden und sogar über eine Gesichtserkennung verfügen. “Die Leute haben uns ausgelacht - ein kleines IT-Unternehmen, das ein Auto in Konkurrenz zu den BMWs und Teslas bauen will", sagte Jia. "Es war nicht leicht, aber da sind wir jetzt."

Die Türen der Limousine öffnen gegenläufig
Die Türen der Limousine öffnen gegenläufig © LEECO

Der China-Vorstand von Daimler, Hubertus Troska, hat sich jüngst bei LeEco darüber informiert, wie die Chinesen an das Auto der Zukunft herangehen. "Ich habe Herrn Troska erklärt, dass wir das Auto neu erfinden werden", sagte LeEco-Mitinhaber Hank Liu.

Elektroautos seien künftig nur ein fahrbarer Bildschirm, ein Zugangspunkt, um über das Internet Inhalte und Dienste zu verkaufen. Heute verdient LeEco ähnlich wie Netflix Geld mit dem Verkauf von Filmen, TV-Shows und Musik über das Internet. Das Elektroauto LeSEE soll halb so teuer wie die Konkurrenz sein bei doppelt so langer Reichweite. Jias Fernziel: "Eines Tages gibt es unsere Autos umsonst."