So sehr sie sich am Anfang auch über das kleine Insekt aus Europa amüsierten, so schnell verging den Autobossen in Detroit das Lachen. Denn stückzahlenmäßig krabbelte der VW Käfer in den USA der 1950er-Jahren stetig nach oben.
Höchste Zeit also, einen Blick darauf zu werfen, was die in der alten Welt technisch so treiben, dachte man sich in Detroit bei General Motors - und wich mit dem Chevrolet Corvair 1959 radikal von der in den USA üblichen Bauweise mit wassergekühltem, längs eingebautem Frontmotor und Heckantrieb ab.
Vielmehr übersetzen die Ingenieure das Käfer-Layout mit luftgekühltem Heckmotor und einer Pendelachse ins Amerikanische. Weil in den USA immer alles eine Nummer größer ist, knatterte ein Sechszylinder-Boxermotor (2,3 und 2,7 Liter Hubraum) im Heck. In der Turboversion bot der Corvair bis zu 180 PS beinahe beängstigende PS.
Und gerade die Turbopiloten vermasselten Chevrolet den Ruf: Anders als die sonst so gutmütigen Amischlitten neigte der Corvair zum plötzlichen Übersteuern, was reihenweise Abflüge zur Folge hatte.
Einen Umstand, auf den einige Techniker schon während der Erprobung aufmerksam gemacht hatten - als einzige Maßnahme fanden besondere Angaben zum empfohlenen Reifendruck (hinten deutlich höher als vorne, 1 zu 1,8 bar) Niederschlag in der Betriebsanleitung. Die hielten viele Kunden allerdings für meinen Druckfehler.
1965 behob eine aus der Corvette übernommene Hinterradaufhängung das Problem, aber zu spät: Zu diesem Zeitpunkt hatte Verbraucherschutzanwalt Ralph Nader in seinem Buch "Unsafe At Any Speed" (Gefährlich bei jeder Geschwindigkeit) dem Corvair bereits den Garaus gemacht. Er war wegen mehr als 100 Gerichtsverfahren gegen GM wegen Unfällen mit dem Corvair auf die Problematik aufmerksam geworden. 1969 lief der Chevrolet ohne Nachfolger aus.