Die Geschichte des Talbot-Matra Rancho ist der klassische Fall eines mutigen Wegbereiters, der zur falschen Zeit am falschen Ort war: 1977 wurde das höher gesetzte französische Freizeitmobil in Offroad-Optik für die kleinen Alltagsfluchten auf eine Kundschaft losgelassen, die noch nicht wusste, dass sie Autos von seinem Schlag nur ein paar Jahre später den Händlern aus den Händen reißen würde.
Heute, da Marketingabteilungen SUV-Boom und Crossover-Hype heraufbeschworen haben, muss man auch festhalten, dass die Mannen von Matra dem Rancho mit dem Namen, der im Spanischen "Hütte" bedeutet, keinen Gefallen getan haben. Und die hemdsärmeligen Anbauteile aus glasfaserverstärktem Kunststoff, die sind bis heute Geschmackssache. Genauso wie, dass es im Sondermodell namens Decouvrable so ganz ohne Seiten- und Heckscheiben dann doch recht zugig war.
Ursprünglich hatten die Mannen von Matra einen Allrad für den Rancho geplant - ihn dann aber aus Kostengründen kurzerhand gekippt: Wegen seines Frontantriebs wurde er als Möchtegern abgetan und das Konzept missverstanden, der 80-PS-Benziner war nicht besonders kräftig, aber dafür besonders durstig. Bonmots, wie dass Rancho-Fahrer morgens immer eine Tasse Kaffee mehr aufbrühen, weil wahrscheinlich der Pannendienst vorbeischauen wird, taten das Übrige.
Und es war auch etwas Wahres dran: Obwohl bis 1983 immerhin 56.000 Stück gebaut wurden, war der Rancho schon in den 1990er-Jahren fast vollständig von den Straßen verschwunden. Aber seit dem SUV-Boom, da finden sich auch für den vermeintlichen Offroader Liebhaber. Schließlich ist es heute ganz normal, dass ein Auto nicht ins Gelände kann, auch wenn es so aussieht.
Von Karin Riess