Schön wie ein Sonnenaufgang über der Adria. Aufregend wie die Leinwandschönheiten Sophia Loren, Claudia Cardinale, Gina Lollobrigida, obwohl es streng genommen keine einzige Kurve am Blechkörper hatte. So in etwa muss das gewesen sein, als Lancia 1976 das Tuch von seinem Gamma Coupé mit der Karosserie aus dem Hause Pininfarina zog.
Aber wie bei italienischen Diven üblich, konnte man sich daran ordentlich die Finger verbrennen. Wie im Klischee einer italienischen Ehe konnten da schon einmal im Streit die Teller fliegen. Waren Lancia-Fahrer bis zur Übernahme durch Fiat 1969 nur allerfeinste Qualität ohne Rücksicht auf Kosten und Konventionen gewohnt, trieb das Coupé der oberen Mittelklasse seine Liebhaber zur Verzweiflung.
Nur eines der serienmäßigen Features war der Motorschaden beim Ausparken durch Selbstzerstörung. Startet man das Auto mit voll eingeschlagener Lenkung, springt der Zahnriemen über, was den Vierzylinder-Boxermotor mit zwei oben liegenden Nockenwellen (120/140 PS) leicht das Leben kosten kann. Kaum eines der technisch unausgegorenen Triebwerke erreichte die 100.000-Kilometer-Marke ohne gröbere Beziehungsdramen, die sich in der Werkstatt abspielten. Aber dennoch brachte Lancia bis 1984 doch 6798 Gamma Coupés an den leidensfähigen Liebhaber. Wo die Liebe hinfällt...