Sie war der John Wayne der Straße, der Last Action Hero, der pure Knochen. 25 Jahre lang versprühte die Dodge Viper ihr Gift rund um den Globus und versetzte dabei selbst geübte Autolenker in Angst und Schrecken. Doch jetzt sind die Tage des vielleicht radikalsten amerikanischen Muscle Cars gezählt: Der Mutterkonzern FCA hat den Produktionsstopp des 645-PS-Monsters verfügt und schickt den polternden, brüllenden und kraftstrotzenden Rüpel endgültig in die Rente.
Mit Monatsende macht das traditionsreiche Werk Conner Plant in Michigan, wo die Viper seit 1992 von einer Hundertschaft in Handarbeit gefertigt wird, den Laden dicht. In diesem Vierteljahrhundert lieferte die Chrysler-Tochter Dodge knapp 30.000 Exemplare aus. Das Ende hatte sich freilich längst angekündigt. In den letzten Jahren war der Absatz dramatisch eingebrochen und das Geschäft für den Hersteller wirtschaftlich nicht mehr darstellbar.
Die brachiale US-Ikone mit dem 8,4 Liter großen und verschwenderischen V10-Motor wollte so gar nicht mehr in diese Welt passen, dazu litt der Kult-Sportwagen unter der Konkurrenz von Chevrolet und Ford, die mit der Corvette und dem Mustang zeitgemäße Flitzer auf der Straße haben.
Mit einer feinen handverlesenen Sonderserie verlässt die Viper die Showbühne: Die Mini-Serie war übrigens in Minuten ausverkauft. Eine Ruhestätte findet sich im texanischen Arp, wo das Ehrepaar Wayne und D’Ann Rauh die weltweit größte private Viper-Sammlung besitzt und 80 Exemplare im Wert von acht Millionen Dollar hegt und pflegt.
Gerhard Nöhrer