Auf den Straßen der DDR war nicht alles grau in grau, manche kamen sogar in todschicker Zweifarbenlackierung daher. Das heißeste Blech, das je hinter dem Eisernen Vorhang gebogen wurde, gehörte dem Wartburg 311. Und das lag daran, dass er hinter dem Rücken der Partei entwickelt wurde. Das Autowerk in Eisenach hatte einen Ruf zu verlieren.
Seit 1929 gehörte es zu BMW und den Thüringer Ingenieuren graute davor, einen zweiten Trabant auf die Räder stellen zu müssen. Also entwickelten sie unter der Hand auf Basis des IFA F9 (inklusive seines Dreizylinder-Zweitakters als Wermutstropfen) eine stattliche Limousine mit modernem Design. Das brockte Betriebsdirektor Martin Zimmermann zwar eine Geldstrafe von 5000 Mark ein, aber auch der Ministerrat konnte sich dem Charme des Wartburg 311 nicht entziehen.
Und er gab den Wagen in nie mehr erreichter Vielfalt als Cabrio, Coupé, Kombi, Pick-up, Camping-Limousine und Roadster in Auftrag. Der 311 verkaufte sich sogar außerhalb des Ostblocks beachtlich, damit fuhr er die für die DDR so wichtigen Devisen ein.