Das Bild hat man immer noch vor Augen, und es ist unverrückbar mit dem Berliner Mauerfall 1989 verbunden: die unendlichen Karawanen an qualmenden Trabis, die unter dem Jubel der Menschen gen Westen knatterten, als die Schlagbäume zwischen der DDR und der Bundesrepublik für immer nach oben gingen. Der Trabant 601 wurde zu einem Symbol der Wende und Wiedervereinigung und zu einer Autolegende in zwei Takten.
Der Wagen, der für das ehemalige Ostdeutschland stand wie kein Gebrauchsgegenstand sonst, kam vor 50 Jahren als Trabant 601 auf den Markt, bis 1990 wurde er nahezu unverändert gebaut. Danach wurde in Zwickau die Produktion der Pappe, wie ihn der Volksmund wegen seiner Duroplast-Karosserie spottete, gestoppt. Sein Nachfolger wurde ein Ladenhüter - die früheren Trabant-Fahrer wollten lieber Westautos fahren.
So war der Mauerfall Höhepunkt und Karriereende des blauen Stinkers zugleich. Zwar hielt der Hype um das Wende-Auto mit seinem 26 PS starken Zweizylinder-Zweitaktmotor noch eine Zeit lang mit irrwitzigen Preisen an, doch dann verschwand der Kulttrabi zügig von der Bildfläche. Von 2,8 Millionen gebauten 601er leben noch 30.000, treu vereint und gepflegt als Oldtimer.
Gerhard Nöhrer