Für viele, die sich ihren Weg ohne eigenes Auto suchen, ist die Zukunft grün. Zumindest der Farbe wegen. Seit 2013 gibt es die Marke Flixbus. Die Gründung des Start-up-Unternehmens dreier junger Männer aus München ging mit der deutschlandweiten Liberalisierung des Fernbusgesetzes einher. Davor war es nicht erlaubt, Busstrecken als Alternative zum Bahnnetz anzubieten. Dabei ist der aufstrebende Busmarkt gar keine Konkurrenz. Spricht man mit Fahrgästen, führt fast jeder Reisende als Grund seiner Entscheidung die günstigen Preisbedingungen an. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Fahrgast in der Vergangenheit Bahn gefahren ist. Flixbus generiert völlig neue Kunden. Die große Ideologie sucht man bei vielen Kunden oftmals vergeblich. Von Graz nach Wien trifft man vor allem Kurzentschlossene, gebucht wird meist über App und Handy. Während der Hinfahrt geht es wild her – eine Gruppe von rund zehn Jugendlichen bereitet sich mit Singchören und Alkopops auf eine Nacht in der Hauptstadt vor. Eine Dame, die wenige Reihen entfernt sitzt, kann mit der Klassenfahrtatmosphäre wenig anfangen. Sie ist erzürnt über den Zustand des Bord-WCs. Der Busfahrer schlichtet den Streit während der Fahrt mit einer angenehmen Selbstverständlichkeit.

Impressionen einer Nachtfahrt im Billigbus: Nur ein Teil einer neuen Mobilität, die hauptsächlich über Apps funktioniert
Impressionen einer Nachtfahrt im Billigbus: Nur ein Teil einer neuen Mobilität, die hauptsächlich über Apps funktioniert © Elisa Wüntscher

Auf der Rückfahrt wickelt sich hingegen jeder in den sicheren Mantel der Dunkelheit. Viele schlafen bereits, als der Bus auf die Autobahn zurück nach Graz fährt, ein Großteil kabelt sich ab und hört Musik. Ein junges Pärchen in der ersten Reihe kehrt von seinem ersten Wochenendausflug zurück. Eine Mutter und ihre Tochter waren auf der Kunstmesse. Sie flüstern sich die Höhepunkte der Veranstaltung ins Ohr. Stören möchte hier niemand. Man ist gemeinsam und doch für sich allein. Eine Prämisse, die für das junge Mobilitätsverständnis von zentraler Bedeutung ist. Andere Systeme der Fortbewegung funktionieren ähnlich. Carsharing, ein Auto zu teilen beispielsweise. Autos können in Wien mit Apps wie „DriveNow“, „Car2Go“ oder „Free2Move“ mit wenigen Klicks bestellt werden.


Die Fahrzeuge sind in der ganzen Stadt verteilt, der Nutzer muss für die Abholung und Rückgabe nicht ans andere Ende der Stadt gondeln. Für viele ist diese Spontaneität das zentrale Argument gegen ein eigenes Auto. Klar muss jedoch sein, dass viele dieser Prototypen bis dato vor allem auf den großurbanen Bereich zugeschnitten sind. Die schicken Carsharing-Apps beispielsweise funktionieren in Österreich nur flächendeckend in Wien. Für länger im Voraus geplante Strecken gibt es ohnehin den öffentlichen Verkehr. Auch dieser wird durch diverse benutzerfreundliche Programme am Handy (und Computer) maßgeblich revolutioniert. Applikationen wie „moovel“ (voll funktionsfähig in Wien) oder „Qixxit“ listen etwa für Strecken von A nach B diverse Verbindungen, vom Flugzeug über den Fernbus bis hin zum eben genannten Carsharing auf. Zeit und Preisspanne werden dabei ebenfalls berechnet. Eine hervorragende Alternative für alle Kleinstädter bietet das Netzwerk „BlaBlaCar“, durch welches sich Mitfahrgelegenheiten koordinieren und organisieren lassen. Dabei kann Einsicht in die geplante Route genommen, der Fahrer bewertet oder der Wunsch eines Umweges geäußert werden.

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Das wohl spannendste Projekt im Bereich der alternativen Mobilität nennt sich „Entourage“. Das Netzwerk stellt eine Schnittstelle zwischen herkömmlicher smart assistance und Routennavigation dar. Das „offene Ökosystem“ soll sämtliche Bedienungshilfen des digitalen Alltags besser miteinander abstimmen und verbinden. Ein Beispielszenario aus der Zukunft: Das Programm „Entourage“ weiß aufgrund der Kalendereinträge am Handy, welche Termine anstehen. Der Nutzer ist auf der Autobahn, und einige Kilometer weiter ereignet sich ein Unfall. „Entourage“ berechnet die Verspätung und schlägt dem Autofahrer einen nahe gelegenen Bahnhof inklusive Park-&-Ride-Möglichkeit vor. Die planmäßige Abfahrt des nächsten Zuges wird ebenfalls übermittelt. Das vielversprechende Projekt ist vor allem eines, nämlich praktisch, und könnte so für entscheidende Neuerungen im Bereich der Mobilität sorgen.