So gesehen ist die Tochter, 20, eine würdige Z-lerin. Sie könnte seit Jahren einen Führerschein haben, hat aber keinen. Sie definiert weder Status noch Individualität über das rosa Ding. Das irritiert den Vater, der seinen Schein drei Wochen nach der Matura in der Tasche hatte, als Teil des Erwachsenenpaketes und Vehikel für Aufbruch und Emanzipation. Die Tochter findet das albern. Ihr Selbstsein holt sie sich auch so, dazu benötige sie keinen Gang zur BH. Wenn sie mobil sein will und die Großeltern in Kärnten besucht, organisiert sie sich über Facebook die Gemeinschaftsfahrt, zu jeder Zeit und um den Bruchteil des Buspreises. Eine Art studentisches Freihandelsabkommen in Sachen Mobilität. Größe und PS-Stärke sind ihr nicht wichtig, der digital kommunizierte Vertrauensindex der Lenker schon. Zum Coldplay-Konzert nach Wien reist sie mit dem Flixbus, die Wege ans Ziel bahnt sie sich über das Smartphone, und ganz am Ende der Optionenskala kommt das Carsharing mit dem Vater. Dann noch lieber der öde Führerschein und der eigene Besitz des Autos. Später. Vielleicht.

Typisch Generation Z, würden die Trendforscher sagen. Die Jungen umgeben sich mit einer dematerialisierten Welt. Sie müssen nicht besitzen, um was zu kriegen. Sie nützen die Möglichkeiten „für ein akutes Jetzt“, wie die Autorin Valerie Fritsch in ihrem Essay über das Unterwegssein schreibt. Das Haben wird für die Heranwachsenden etwas Genossenschaftliches. Anerkennung leitet sich von anderen Parametern ab: vom Wissen, von Werten oder vom Vernetztsein.

Was heißt das für das Auto und die Branche? Ihre Köpfe rauchen mehr als ihre Motoren. Die Hersteller verbraten viel Geld, um die Welt der jungen Digitalen zu verstehen und aus den Umbrüchen zu lernen. Mobilität bleibt ein Grundbedürfnis, eng verwoben mit dem Verlangen nach Freiheit, aber die Art und Weise, wie sie gelebt und organisiert wird, ändert sich radikal. Diesem Wandel, befeuert von den Jungen, spüren wir in diesem Magazin nach. Das Automobil wird, zunächst in den Städten, elektrisch angetrieben werden. Es wird sich an die urbanen Peripherien zurückziehen und mit digitaler, künstlicher Intelligenz aufladen. Es wird uns das Steuer aus der Hand nehmen, und die Jungen werden in zwanzig Jahren die Älteren ungläubig fragen, wie es sein konnte, dass man früher von Klagenfurt nach Salzburg fuhr und zwei Stunden lang stupide die Hände am Lenkrad festklammerte. Das Kopfschütteln wird so heftig sein wie das der heutigen Z-ler, wenn sie von ihren Eltern erzählt bekommen, dass man vor nicht allzu langer Zeit zu Hause sein musste, um einen Anruf entgegenzunehmen. Vorausgesetzt, die Nachbarn blockierten nicht den Viertelanschluss.

Viel Vergnügen bei der Lektüre!

Hubert Patterer, Chefredakteur
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