Sie sind seit zehn Monaten Geschäftsführer von BMW Austria. Wie haben Sie in dieser Zeit den österreichischen Markt und das Land wahrgenommen?
Chris Collet: Ich fühle mich sehr wohl in Österreich, es ist ein sehr angenehmes und schönes Land. Ich war viel unterwegs und habe alle unsere 56 Partner besucht. Der Anteil der Premium-Marken im Markt ist gut, gemessen an anderen europäischen Ländern überdurchschnittlich. Wir sind mit BMW und Mini sehr gut aufgestellt, wie man an den Zahlen sieht.
Mit 19.218 Verkäufen und einem Marktanteil von 5,8 Prozent hat BMW 2017 einen absoluten Rekordwert in Österreich erreicht. Fast hätte man den Langzeit-Premium-Spitzenreiter Audi überholt ...
Collet: Das ist nicht unser erklärtes Ziel. Unser Ehrgeiz sind zufriedene Kunden. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen, und klar ist es besser, die Nummer 1 zu sein. Vielleicht passiert es in ein paar Wochen oder Monaten. Wir beschäftigen uns aber nicht damit.
Welches Potenzial sehen Sie für BMW in Österreich?
Collet: Wir legen uns da keine Latte. Aber wir wollen weiter wachsen, das ist unser Ziel.
BMW hat in Österreich mit über 80 Prozent einen extrem hohen Dieselanteil. Macht Ihnen diese Entwicklung angesichts der Diesel-Debatte Sorgen? Merken Sie eine Verunsicherung bei den Kunden?
Collet: Nein, die spüren wir nicht. In Österreich ist der Dieselmarkt ziemlich stabil geblieben. In Europa wird man ohne den Diesel die CO2-Grenzwerte nicht erreichen. Wir brauchen also den Diesel. Und BMW wird auch weiter auf den Diesel setzen und in den nächsten Jahren im Motorenwerk Steyr 100 Millionen Euro in die Entwicklung effizienter Diesel investieren. Wir sehen da durchaus noch Potenzial.
Wie steht es um die Elektromobilität? Sind die Kunden schon bereit?
Collet: Ja, sind sie. Wir sind die Nummer 2 im Elektromarkt. Von 2020 bis 2025 erwarten wir ein starkes Wachstum, 2025 soll bei BMW der Anteil von Elektro- und Hybridfahrzeugen 25 Prozent vom Volumen betragen.
Worin liegt die größte Herausforderung der E-Mobilität?
Collet: In der Ladeinfrastruktur. Es ist wichtig, planen zu können.
Die Themen des Wandels?
Collet: Autonomes Fahren, die Konnektivität, Carsharing. Da sind wir überall gut dabei.
Der neue 5er-BMW kommt auch aus Graz. Ist ,,made in Austria“ ein Kaufargument?
Collet: Ich denke doch. Die Zielgruppe der Fünfer-Käufer sind Unternehmer, die lokale Wertschöpfung schätzen. Der 5er ist das wichtigste Auto für uns.
Gerhard Nöhrer