Während es bei Volkswagen noch im Gebälk ordentlich kracht, macht sich ein Manager in der zweiten Reihe daran, dem angeschlagenen europäischen Autoriesen den Weg in die neue Autowelt zu weisen. Der Mann heißt Thomas Sedran, steht erst seit 1. November letzten Jahres im Sold von Volkswagen und ist als Leiter der Konzernstrategie der Kopf der Stunde in Wolfsburg. Seinen ersten großen Auftritt hatte der 51-jährige Diplom-Ökonom vor wenigen Tagen bei der Präsentation der „Strategie 2025“, bei der sich Vorstandschef Matthias Müller die Bühne mit dem Augsburger teilte. Das neu geschaffene Ressort Strategie ist im Vorstandsbereich des Konzernchefs angesiedelt, Sedran berichtet direkt an Müller.

Mann für alle Fälle

Dass Sedran zuvor für den Erzrivalen Opel arbeitete, ist ein pikantes Detail. Schon dort hatte der frühere Unternehmensberater aufgeräumt und dem damals maroden Autobauer eine neue Strategie verpasst, die heute noch wirksam ist. Sedran war es übrigens auch, der Fußball-Kult-Trainer Jürgen Klopp als Testimonial holte. Als sich Opel Mitte 2012 vom damaligen Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke (heute: Magna) trennte, musste Sedran sogar kurz in die erste Reihe und führte den Rüsselsheimer Autobauer zehn Monate lang interimistisch, ehe der ehemalige Volkswagen-China-Chef Karl-Thomas Neumann das Ruder übernahm. Zuletzt kümmerte sich Sedran um Chevrolet - und exekutierte den Rückzug der Marke aus Europa.

Hat eine weiße Weste

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Was für Sedran bei Volkswagen spricht: Er ist mit den Vorfällen der Vergangenheit nicht in Verbindung zu bringen und konzernpolitisch völlig unverbraucht. Und er weiß, was er verhindern will: dass Volkswagen die Zukunft verschläft und das Nokia der Automobilwelt wird. Seit Jänner führt Sedran ein 200-köpfiges Team an, das in wenigen Monaten eine neue Konzernstruktur auf- und das Unternehmen auf den Kopf stellte. Die Weltmarktführerschaft ist nicht mehr das Thema, vielmehr soll Volkswagen den Weg vom zentralistisch geführten Blechverformer hin zum digitalen Mobilitätsanbieter des 21. Jahrhunderts schaffen. Zudem sieht die neue Strategie eine deutlich flachere Hierarchie und mehr Eigenständigkeit der zwölf Konzernmarken vor.

Digitaler Kopf von Volkswagen: Johann ,,JJ“ Jungwirth
Digitaler Kopf von Volkswagen: Johann ,,JJ“ Jungwirth © KK

Zu den wichtigsten Mitstreitern von Sedran zählt Johann Jungwirth, der im Vorjahr ebenfalls von außen zu Volkswagen stieß. Der Mann, den alle nur „JJ“ nennen, ist der neue Digitalchef des Konzerns und gilt als Popstar von Wolfsburg. Der IT-Guru, der ebenfalls direkt an Matthias Müller berichtet, arbeitete viele Jahre im Silicon Valley und war zuletzt in Kalifornien für Daimler und Apple tätig. Der 42-Jährige verspricht einen vollkommen autonom fahrenden Volkswagen in fünf bis sieben Jahren. Jungwirth und Sedran sollen sich übrigens blendend verstehen und wurden frühmorgens auch schon beim gemeinsamen Joggen gesichtet. Na dann.