Die meisten Autodesigner beginnen ihre Arbeit mit einem weißen Blatt Papier. Nicht so Franco Sbarro. "Ich zeichne meine Ideen nicht auf!" Er setzt sie einfach um. So wie damals, als er mit 17 Jahren seine Heimat im letzten Zipfel des italienischen Stiefels mit nichts anderem im Gepäck als der Idee verließ, ein Auto mit seinen eigenen Händen zu bauen.
1957 hatte er sich zum Chefmechaniker des Rennstalls Filipinetti hochgearbeitet, zwei Jahre später, so sagt man, baute er rund um einen herumliegenden Lancia-Motor seinen ersten Prototypen.
Keine Autos von der Stange
Serienfertigung ist für Sbarro ein Schimpfwort. Maßgefertigte Einzelstücke, maximal Kleinstserien, spannende Studien, hochwertige Repliken - die berühmtesten von BMW 328 und Mercedes 540 K - sind seine Welt.
Bis heute hat der Querkopf in seinem Atelier in Grandson an den Ufern des Neuenburgersees knapp 600 Autos gebaut. "Sie sind Früchte meiner Begegnungen mit dem zukünftigen Besitzer", sagt Sbarro, der zu seinen Kunden Steve McQueen, Tony Curtis oder Pierre Cardin zählte. "Einige Prototypen existieren bereits seit Jahren in meinem Kopf, sozusagen fertig gedacht und ausgemalt."
Salonlöwe Sbarro
Seit rund 40 Jahrzehnten zeigt der Exzentriker auf dem Genfer Autosalon jeden Frühling, was er unter seinem schlohweißen Schopf wieder ausgebrütet hat. Heuer stellte er den Aria und den Triple ins Rampenlicht.
Und ganz nebenbei hat dieser Mann das Rad neu erfunden. Eines ohne Nabe, gehalten, gedreht und gebremst von robusten Krallen, das Orbitalrad.
Oft ist es die Not, die den 76-Jährigen so erfinderisch macht. "Viele Bauteile gibt es gar nicht zu kaufen, ich muss sie also selber erfinden, herstellen, ausprobieren - und das nimmt mir sehr viel Zeit." Und das ist auch sein größtes Problem: "Zu wenig Zeit, um alle meine Ideen zu realisieren."