Nur 100 Gäste waren zur Weltpremiere geladen. Wolfgang Porsche, Sprecher der Familie, Rennfahrerlegenden wie Walter Röhrl oder Mark Webber, Schauspiel-Racer wie Patrick Dempsey, eine Handvoll Journalisten, darunter die Kleine Zeitung – mehr nicht.
Porsche-Chef Oliver Blume, der Mann, der Porsche über den Börsegang wieder in die Autonomie geführt hat und gleichzeitig den Volkswagenkonzern leitet, überließ die Bühne schnell seinem Designer Michael Mauer. "Wir haben die Porsche-DNA hier weiter geträumt", sagt Maurer. Viele historische Rennwagen seien in der Mission-X-Studie zitiert. Das Auto sei ein klares Bekenntnis.
Und was für eins. Der Mission X ist ein Technologieträger der Zukunft. Es geht um eine neue Art E-Mobilität, der technisch anscheinend keine Grenzen gesetzt werden können. Setzte man mit dem Taycan bei den Serienmodellen schon Maßstäbe (2-Gang-E-Motor, 800-Volt-Architektur für schnelleres Laden) ist der Mission X der logische nächste Schritt – aber in der Hypercar-Liga. Porsche selbst spricht lieber vom Traumauto. Blume: "Träume wagen und Traumwagen gehören bei uns zusammen: Nur, weil Porsche sich immer wieder verändert hat, ist Porsche stets Porsche geblieben."
Die Details zum revolutionären E-Hypercar
Der Zweisitzer ist 4,5 Meter lang, zwei Meter breit, mit einem Radstand von 2,73 Metern – bei einer Höhe von nur 120 Zentimetern. Der Fahrdynamik ist es geschuldet, dass das Konzeptfahrzeug über Mischbereifung mit 20-Zoll-Rädern an Vorder- und 21-Zoll-Rädern an der Hinterachse verfügt.
Faszinierend ist der Fortschritt in Sache E-Performance: Mit der 900-Volt-Systemarchitektur lädt der Mission X etwa doppelt so schnell wie der aktuelle Spitzenreiter von Porsche, der Taycan Turbo S.
Die neu entwickelte Batterie (samt neuen Materialien) sitzt zentral hinter den Sitzen, damit wird die Masse im Auto zentriert, wie bei einem Mittelmotorsportwagen.
Die Rekuperationswerte – also die Fähigkeit Energie beim Fahren/Bremsen zurückzugewinnen – sollen neue Bestmarken aufstellen. Alles wichtige Bausteine, die auch in die Serie einfließen werden.
Das Design ist kein Schweizer Käse
Während aktuelle Hypercars aufgrund der Anforderungen etc. mit ihren vielen Karosserie-Öffnungen aussehen wie ein Schweizer Käse, hat Michael Mauer mit seinem Team große Flächen möglich gemacht.
An der Hinterachse sieht man transparente Aeroblades, die, wie Porsche es ausdrückt, "zur besseren Kühlung der Radbremsen turbinenartig gestaltet sind".
Und: "Über die beiden Insassen spannt sich eine Leichtbau-Glaskuppel mit einem 'Exoskelett' (deutsch: 'Außenskelett') aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff.
Die Le-Mans-Türen sind an der A-Säule und am Dach angeschlagen und öffnen nach vorne oben." Eine Hommage an den legendären 917er-Rennwagen.
Beim Frontlicht hat man auch mit der Vergangenheit gespielt: Die vertikale Grundform der Hauptscheinwerfer ist von historischen Rennfahrzeugen wie Porsche 906 oder 908 inspiriert.
Leistung und Technik katapultiert in die Zukunft
Und die Leistung? Da hält man sich bei Porsche bedeckt, aber eine kleine Rechenaufgabe hat noch nie geschadet. 1500 Kilogramm ist ein Richtwert, bei dem von Porsche angegeben Leistungsgewicht von 1kg:1PS wird man sich bei 1500 PS orientieren können.
Es wird für das Porsche-Ziel reichen, das "schnellste straßenzugelassene Fahrzeug auf der Nürburgring-Nordschleife zu sein", auch dank der Aerodynamik und dem Abtrieb, die der Zweisitzer auf die Straße bringt.
Ob und wann der Mission X gebaut wird, steht noch nicht fest. Das soll laut Blume in den nächsten Monaten entschieden werden. Aber nach den ersten Reaktionen stehen die Chancen gut.
Ein neuer Porsche kommt
Fix, auch das bestätigte Blume: Oberhalb des gerade neu aufgelegten Cayenne soll ein elektrisches SUV in einer neuen Baureihe kommen. Und, ach ja, der Cayenne wird Mitte des Jahrzehnts elektrisiert, aber der Verbrenner läuft vorläufig weiter.
Die Weltpremiere war nur der Auftakt einer Serie von Porsche-Veranstaltungen im Jubiläumsjahr. Kurz danach wurde eine Parade der legendärsten Porsche-Fahrzeuge der Geschichte gezeigt, vor 800 geladenen Gästen. Dann war wieder Wolfgang Porsche am Wort, der sich von Ex-F1-Fahrer Mark Webber im Porsche 356 "Nr. 1" Roadster zur Bühne fahren ließ. Porsche verwirkliche Träume, hieß es, es gehe um den Pioniergeist, sowie nachhaltig zu handeln und die Fähigkeit, sich permanent neu zu erfinden – so habe man es auch in Krisenzeiten immer wieder geschafft, auf die Erfolgsspur zurückzufinden.
Die gute Porsche-Tat
Oliver Blume blieb die gute Nachricht zum Schluss: Porsche spendet 1,8 Millionen Euro an "Make-A-Wish". Die Organisation erfüllt Kinderwünsche schwer kranker Kinder und Jugendlicher. In Anlehnung an den 356er-Porsche wird man in den nächsten drei Jahren 356 Wünsche erfüllen.
Didi Hubmann