Gleich große Autos mit Elektro-Antrieb verursachen über ihren Lebenszyklus weniger Treibhausgase als diesel- und benzinbetriebene Fahrzeuge. Allerdings ist der Unterschied teilweise nicht sehr groß. Einen starken Effekt auf die CO₂-Bilanz haben die Größe des Fahrzeugs, die Fahrweise und der genutzte Strommix. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung des ÖAMTC und seiner Partnerklubs, die seit 2019 im Rahmen des "Green NCAP"-Tests die Umweltverträglichkeit aktueller Fahrzeuge zu untersuchen.
Ab sofort werde zusätzlich zur Treibhausgasemission, Schadstoffausstoß und Energieverbrauch im Betrieb auch die Gesamtbilanz über den ganzen Lebenszyklus von der Produktion bis zur Entsorgung untersucht. 61 Modelle, die seit 2019 untersucht wurden, seien rückwirkend dieser Lebenszyklusanalyse unterzogen worden – diese kann man hier nachlesen. Für die Lebenszyklusanalyse haben die Prüfer angenommen, dass Fahrzeuge (und Batterien) 16 Jahre lang 15.000 Kilometer pro Jahr gefahren werden. Diese Schlussfolgerungen lassen sich aus der Analyse ableiten:
Die Masse macht's
Egal, welcher Antrieb zum Einsatz kommt – die Emissionen, die bei der Herstellung und im Fahrbetrieb verursacht werden, hängen stark von der Masse ab. Am Beispiel der Kompaktklasse bedeutet das: Der rein elektrische VW ID.3 verursacht über den Lebenszyklus einen Durchschnittswert von 35 Tonnen CO₂-Äquivalent an Treibhausgasen, legt man der Berechnung den Strommix der EU zugrunde.
Auf 40 Tonnen kommt der Toyota Prius als Plug-in-Hybrid, bei 42 Tonnen rangieren der erdgasbetriebene Seat Ibiza 1.0 TGI und der Škoda Ocativa mit 2-Liter-Diesel. Bei 53 Tonnen liegt der BMW 118i mit Benzinmotor. So weit, so erwartbar.
Allerdings verursachen Elektro-Schwergewichte wie der Ford Mustang Mach-E im Laufe des Autolebens mehr CO₂-Äquivalent als mancher Diesel der Kompaktklasse. Sich ein Elektroauto zu kaufen, ist kein Freibrief für ein größeres Modell. Die Analyse des Lebenszyklus zeigt, dass Verbrennungsmotoren nicht pauschal so weit hinter den E-Autos liegen, wie man annehmen könnte.
Strommix als stille Größe
Die Menge der Treibhausgasemissionen, die ein E-Auto bei seiner Nutzung verursacht, hängen auch davon ab, wie der Strom, der zum Laden genutzt wird, erzeugt wird. Während ein VW ID.3 mit dem EU-Strommix rund 35 Tonnen CO₂-Äquivalent verursacht, davon rund 15 Tonnen für das Aufladen, läge der Ausstoß mit dem österreichischen Strommix um rund 5 Tonnen niedriger.
Allerdings ist das nicht ohne Weiteres möglich, weil man aus dem allgemeinen Netz immer den in der gesamten EU erzeugten Strom bekommt. In Summe dürfe man sich also nicht der Illusion hingeben, dass E-Autos unter den aktuellen Bedingungen emissionsfrei betrieben werden könnten, betonen die Experten.
Fahrstil und Temperaturen
Äußere Faktoren wie der Fahrstil und Witterungsbedingungen können einen starken Einfluss auf die Menge der Emissionen haben. Doch auch hier gibt es Unterschiede zwischen den Antriebsarten: Während es beim Verbrennungsmotor einen vergleichsweise geringen Unterschied macht, wie kalt oder warm die Umgebungstemperatur ist, kann ein Elektroauto doppelt so viel Energie brauchen, wenn die Temperatur unter den Gefrierpunkt fällt.
Besonders signifikant sind die Unterschiede beim Plug-in-Hybrid: Beim VW Golf GTE verachtfachen sich beispielsweise die Emissionen im Fahrbetrieb bei kalter Witterung und mit leerem Akku im Vergleich zu sparsamer Fahrt bei angenehmen Außentemperaturen und vollgeladener Hybrid-Batterie.