Immer wieder sorgen die Stromtarife beim Elektroauto-Tanken für Unmut - weil sie als intransparent oder zu hoch empfunden werden. Jetzt nimmt die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) unter Einbeziehung des Energieregulators E-Control die Branche im Bereich E-Ladeinfrastruktur in Österreich unter die Lupe. Eine solche Untersuchung kann eingeleitet werden, wenn ein eingeschränkter oder verfälschter Wettbewerb vermutet wird, erklärte die Behörde am Dienstag.

Konkret soll die öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge analysiert und wettbewerbsrechtlich beurteilt werden. Dazu sind bei der BWB auch Beschwerden aus dem Markt eingelangt. Stützen werde sich die Untersuchung auf Befragungen von Marktteilnehmern, Gespräche mit Stakeholdern wie Unternehmen, Interessenvertretungen, Behörden und anderen Institutionen. Dies schließt etwa auch Ministerien oder Autofahrerklubs mit ein.

Weil es sich um die Anfangsphase relativ neuer Geschäftsmodelle handle, müsse "rechtzeitig einer potenziellen regionalen oder überregionalen Monopolbildung von Anbietern entgegen" gewirkt werden. Denn sonst wären damit "mittelfristig Lock-in-Effekte, innovations- und qualitätshemmende Entwicklungen sowie verringerte Produktivität und letztlich Wohlfahrtsverlust verbunden", warnen die Wettbewerbshüter. Durch Lock-in-Effekte, allzu enge Bindungen der Kunden, wird diesen ein Anbieterwechsel erschwert.

Dieses Video könnte Sie auch interessieren

Deshalb werde sich die BWB "auch intensiv mit der Frage auseinandersetzen, welche strukturellen und allenfalls hoheitlichen Rahmenbedingungen für ein wettbewerbsfreundliches Umfeld in der E-Ladeinfrastruktur erforderlich sind". Die Ergebnisse der Branchenuntersuchung sollen in einem eigenen Endbericht vorgestellt werden.

Bei der Erhebung der Wettbewerbssituation sollen wesentliche Wettbewerbsbeschränkungen identifiziert und daraus Empfehlungen abgeleitet werden, damit "in Zukunft ein funktionsfähiger Wettbewerb eine verbraucherfreundliche und preiswerte Versorgung der Nutzer sicherstellt", so die BWB. Auch Sektoruntersuchungen in anderen Ländern sollen im Vergleich dazu berücksichtigt werden, etwa eine derzeit beim Deutschen Bundeskartellamt laufende Branchenprüfung zum Thema E-Ladestruktur; heuer im Juli hat die britische Wettbewerbsbehörde CMA eine einschlägige Untersuchung veröffentlicht.

Ein fairer und vielfältiger Wettbewerb erhöhte die Attraktivität der E-Ladeinfrastruktur für Kunden durch Transparenz, niederschwelligen und raschen Zugang, Wahlmöglichkeiten sowie angemessenen Preisen, hält die BWB fest. Dadurch werde wesentlich dazu beigetragen, die Umstellung des Straßenverkehrs auf CO2-reduzierte Mobilität zu beschleunigen.

Schon mehrfach hat sich die Arbeiterkammer (AK) kritisch zum Thema E-Auto-Laden zu Wort gemeldet. 2019 hatte sie moniert, dass "eine Vergleichbarkeit der Preise beim E-Tanken für die einzelnen Konsumenten nahezu unmöglich" sei und die Einrichtung eines E-Auto-Preismonitoring vergleichbar dem Spritpreismonitor verlangt. Wie bei der Mobiltelefonie zur Jahrtausendwende erfahre man erst nach der Abrechnung, was das E-Tanken gekostet habe, so der ÖAMTC kürzlich.

Mehr Preis-Transparenz hatte heuer im Frühjahr auch E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch gefordert. Das gelte besonders das für die vielen Angebote an Ladeverträgen und Ladekarten, so Urbantschitsch im APA-Gespräch. Der größte Wunsch der Verbraucher sei eine Bezahlung nach Kilowattstunden (kWh), derzeit würden Abrechnungen nach Zeit überwiegen. Betreiber von Ladestationen haben das Fehlen mengenabhängiger Preise immer wieder mit einem Mangel an geeigneten eichfähigen Geräten erklärt.