Die Verunsicherung unter den Autokäufern ist spürbar: Soll man sich noch ein Auto mit Verbrennungsmotor kaufen – oder muss man damit rechnen, dass Autos mit diesem Antrieb bald auslaufen? Eine klare Antwort für den Kauf von Autos mit Verbrennungsantrieb wird aktuell durch Ausstiegsszenarien verschiedener Länder und Automobilkonzerne verwässert. Dabei dauert der Ausstiegsprozess noch Jahre. Und ist je nach Region unterschiedlich zu werten.
Großbritannien etwa kündigte an, ab 2030 keine neuen Verbrennungsmotoren mehr zulassen zu wollen. Über ein Dutzend Länder hat sich ebenso deklariert: Norwegen (2025), Schweden, Dänemark, Slowenien (alle 2030), Frankreich, Spanien (2040). Mehrere US-Bundesstaaten wollen zwischen 2035 und 2050 aussteigen, etwa Kalifornien.
Klar ist aber auch: In den wichtigsten Märkten (Deutschland, China, Brasilien, weitere US-Bundesstaaten) sind noch keine fixen Termine genannt worden, und die bisherigen Fix-Aussteiger machen nur einen kleinen Prozentsatz des Weltmarktes aus. Das heißt, der Verbrenner ist weltweit (noch) nicht in Gefahr.
Viel stärker setzt das sich immer schneller drehende Karussell der Abgasnormen die Verbrennungsmotoren unter Druck. Zwar fährt die Technik heute sauberer denn je vor und könnte mit teuren technischen Updates fast die magische Null-Emissionen-Grenze erreichen. Aber um hohe Strafzahlungen beim Nichterreichen der aktuellen gesetzlichen Abgasnormen zu vermeiden und um Marken neu zu positionieren, gibt eine Reihe von Herstellern die jeweiligen Ausstiegsszenarien schon jetzt bekannt.
Jaguar soll ab 2025 zur rein elektrischen Marke mutieren. General-Motors-Chefin Mary Barra hat angekündigt, dass man sich bis 2035 vom Verbrennungsmotor „verabschieden“ werde. Volkswagen nennt zwar kein genaues Abschiedsdatum, erklärt aber, dass man 2026 die letzte Verbrennerplattform präsentieren werde.
Was die Konzerne mit den Ankündigungen machen, ist ein Spiel mit dem Feuer: Längst weiß man, dass die E-Mobilität ohne tiefgreifende Strukturreformen bei der Lade-Infrastruktur nicht in Schwung kommen wird. Der Staat wird’s diesmal nicht richten, die Staatskassen sind durch die Corona-Pandemie leer gefegt. Darauf weisen Experten immer wieder hin.
Dazu kommt der Wasserstoffboom, der vor allem durch Japan vorangetrieben wird. Die Unsicherheit, womit wir morgen fahren werden, war noch nie so groß.
Didi Hubmann