Der Aufsichtsratschef des weltgrößten Autozulieferers Bosch, Franz Fehrenbach, wirft den politischen Entscheidungsträgern in Europa in Sachen Autoantrieben eine unzureichend begründete Bevorzugung von E-Fahrzeugen vor.

Es werde "zuungunsten des Verbrennungsmotors mit zweierlei Maß gemessen - und zwar zum Nachteil des Klimas. Dagegen müsste die deutsche Industrie eigentlich geschlossen auf die Barrikaden gehen", sagte Fehrenbach den "Stuttgarter Nachrichten" (Mittwoch).

Jeder wisse, dass auch Elektroautos im deutschen und europäischen Strommix - anders als vielfach behauptet - nicht klimaneutral unterwegs seien. "Trotzdem werden sie als Null-CO2-Fahrzeuge behandelt, weil der Gesetzgeber die Energiebilanz zur Erzeugung des Ladestroms ausblendet."

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Zudem kämen die Batteriezellen, für deren Herstellung sehr viel Strom benötigt werde, überwiegend aus dem asiatischen Raum, "wo der Strom noch zu einem sehr hohen Anteil aus Kohlekraftwerken" komme. All diese Emissionen würden bei den Angaben zur CO2-Bilanz von E-Fahrzeugen eliminiert.

Grundsätzlich spreche zwar nichts gegen die Elektromobilität, aber die Marktreife sei bei E-Fahrzeugen "einfach noch nicht gegeben". Das fange schon bei der Lade-Infrastruktur an, die immer noch zu wünschen übrig lasse. "Wollten wir wirklich auf eine Million Ladepunkte bis 2030 kommen, müssten wir jede Woche 2000 davon neu installieren", sagte Fehrenbach. "Tatsächlich sind es derzeit 200 - und dabei sprechen wir von Deutschland."

Fehrenbach war lange Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, ehe er 2012 in den Aufsichtsrat wechselte. Bosch hat weltweit etwa 400.000 Mitarbeiter. Der Konzern hatte zuletzt für diverse Standorte den Abbau von Stellen angekündigt - vor allem dort, wo die Abhängigkeit vom Verbrennungsmotor groß ist.

Bei dem Unternehmen hängen nach Angaben von Mitte 2019 weltweit etwa 50.000 Arbeitsplätze allein vom Diesel ab, der wegen seines vergleichsweise hohen Schadstoff-Ausstoßes besonders in die Kritik geraten ist.

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