Daimler, Volkswagen & Co droht möglicherweise bald neue Konkurrenz: Apple peilt Insidern zufolge für 2024 die Einführung eines autonomen Passagierfahrzeugs an, das einen Durchbruch bei der Akku-Technik enthalten könnte. Die 2014 begonnene Entwicklung eines eigenen Autos im Rahmen von "Project Titan" sei entsprechend weit fortgeschritten, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters.
Ein zentrales Element seien neu entwickelte Akkus, die bei deutlich niedrigeren Kosten mehr Reichweite liefern könnten, sagte eine weitere Person. "Das ist wie das erste Mal, als man ein iPhone sah", sagte sie zu dem neuartigen Akku. Der US-Konzern lehnte eine Stellungnahme ab.
Bei den Apple-Aktionären kam der Bericht über die Autopläne gut an: Die Apple-Aktien starteten am Dienstag an der New Yorker Börse um 2,3 Prozent fester. "Wenn Apple einen Durchbruch bei den Batterien geschafft hat, könnte das ein wichtiger Schritt nach vorne sein, weil die Batterie-Kosten zu den Knackpunkten bei der Massenproduktion von Elektroautos gehören", sagte Amit Daryanani, Analyst bei der Investmentbank-Beratungsfirma Evercore.
Zwei Insidern zufolge dürften einige Teile des Autos von Zulieferern stammen. Dazu gehörten die Lidar-Sensoren, mit denen das Auto sich ein Bild von der Umgebung mache. Unklar bleibe, wer für die Montage des Fahrzeugs zuständig sein werde. Aus Kreisen verlautete, dass Apple hier mit einem Partner zusammenarbeiten könnte.
Ohnehin sei nicht ausgeschlossen, dass die Kalifornier sich am Ende mit einem autonomen Fahrsystem begnügen könnten, das in Autos eines traditionellen Herstellers eingebaut werden würde. Zudem sagten zwei Insider, die Coronavirus-Pandemie könnte zu einer Verzögerung der Pläne bis 2025 oder später führen.
Die Akkus sollen einer der Personen zufolge nach einem neuartigen "Monocell"-Design gebaut werden. Dabei würden die einzelnen Batteriezellen verstärkt und der verfügbare Platz vergrößert. Zudem prüfe Apple den Einsatz der Lithium-Eisenphosphat-Technologie (LFP), bei der die Gefahr einer Überhitzung deutlich geringer sei als bei anderen Lithium-Ionen Akkus.
Apple hatte im Rahmen von Project Titan zunächst den Ansatz verfolgt, ein komplett eigenes Auto zu bauen. Zwischenzeitlich verlagerte der Konzern den Schwerpunkt auf Software. Im Jahr 2018 kehrte der ehemalige Apple-Manager Doug Field von Tesla zum iPhone-Hersteller zurück und entließ ein Jahr später 190 Mitglieder des Titan-Teams.
Zwischenzeitlich führte Apple auch Gespräche mit Magna International über die Fertigung eines Autos. Auch eine Stellungnahme von Magna lag zunächst nicht vor. Ein ehemaliger Titan-Mitarbeiter bescheinigte Apple, ein eigenes Auto auf die Räder stellen zu können, auch wenn dies nicht einfach sein würde. "Wenn ein Unternehmen über die Ressourcen dafür verfügt, ist es vermutlich Apple", sagte die Person. "Aber gleichzeitig geht es nicht um ein Mobiltelefon."