Es ist ein seltsames Gefühl: Einschlagen, Gas geben, und schon hat man die Wende gemacht. Oder auf der Auto-Slalomstrecke - Marcel Hirscher hätte seine Freude an diesem Maß an Beweglichkeit. Hondas e-Prototype fühlt sich an wie ein Autoscooter, der für Roms Stadtverkehr gemacht wurde. Was nicht verwundert. Die Japaner konzipierten ihr erstes vollelektrisches Auto als pures Stadtauto und haben vermieden, es zu überfrachten.
Mit dem Wendekreis von 8,6 Metern (Radius 4,3) kassiert der Hecktriebler (Gewichtsverteilung 50:50) alle anderen Stadtautos. Die Reichweite hat man mit der 35,5-kWh-Batterie (Schnellladung: 30 Minuten für 80 Prozent der Reichweite) bewusst bei rund 200 Kilometern belassen. Damit vermeidet man es, unnötig Gewicht herumzuschleppen.
Rund 1500 Kilogramm wiegt der 3,92-Meter-Mini der Japaner, der 150 Elektro-PS leistet und gut Platz für vier Personen bietet - und 2020 nach Europa kommt. Die Preise werden sich wohl im 30.000-Euro-Bereich bewegen. Eines sollte Honda beim Prototyp aber überdenken: Einige Schalter/Hebel aus altbekannten Modellen passen nicht in dieses sehenswerte Hightech-Konzept.
Immerhin: In Zeiten absurder Reichweitendiskussionen und mächtiger Elektro-SUVs ist Hondas Reduktion aufs Wesentliche eine Wohltat. Energietechnisch ist es nämlich ein Wahnsinn, die in der Produktion energieintensiven Batterien bis zum Abwinken ins Auto zu packen, weil das Gewicht auch Energie kostet. Deshalb sind kleine, kompakte Konzepte wie der Honda e klar im Vorteil.
Im e-Prototype, in dem wir die ersten Kurven kratzen durften, auffallend: das Hightech-Cockpit mit mehreren Bildschirmen vom Fahrer bis zum Beifahrer - gut über einen Meter breit. Statt der Rückspiegel gibt es Kameras. Gut platziert übertragen weitere kleine Bildschirme links und rechts das Geschehen von der Straße in Echtzeit in das Wageninnere. Man gewöhnt sich schnell daran.
Bereits beim ersten Fahrtest konnten wir die Rekuperationsstufen gut ausloten. Insgesamt hat man sieben Stufen für die Energierückgewinnung zur Verfügung. Stellt man das System auf „Scharf“ müssen sogar die Bremslichter aufleuchten. Das System tankt beim Bremsvorgang frische Energie - perfekt für Stop-and-go-Verkehr.
Bis 2025 will Honda alle Modelle elektrifiziert haben (Hybrid etc.), dabei sind auch weitere E-Autos sind in Planung.
Didi Hubmann