Neulich, an einer der wenigen Wasserstoff-Tankstellen in Südösterreich: „Ich halte mir einmal die Ohren zu, bevor das Auto explodiert“, sagt ein Beobachter, der sich an einem Bier festhält und grinst. Ein Lustiger halt. Aber auch ihm kann man erklären: Der Wasserstoff befindet sich in crashsicheren Behältern, die auch Feuer- und Schusstests ausgehalten haben sollen. Der Nexo hat außerdem die vollen fünf Sterne beim Crashtest geholt und die Hindenburg ist längst Geschichte. Denn Wasserstoff und Brennstoffzelle gelten als alternativer Antrieb der Zukunft. Mit dem Potenzial, dem E-Auto bei Nutzfahrzeugen oder bei Langstreckenfahrten mit einem Pkw klar überlegen zu sein.
Der flüssige Wasserstoff wird in der Brennstoffzelle in elektrische Energie umgewandelt. Das System ist von der Emissionsseite betrachtet dann sinnvoll, wenn man den Wasserstoff aus erneuerbaren Energiequellen produzieren kann - wie beim Strom für ein Elektroauto eben.
Der Nexo beeindruckt, natürlich: Die Türgriffe bewegen sich elektrisch aus der Tür, Biomaterialien wurden beim Interieur auch verarbeitet, die Mittelkonsole ist übersät von Knöpfen, aber logisch angeordnet. Erste Erkenntnis? Ein Auto mit Brennstoffzelle fährt sich wie ein E-Auto, leise, unauffällig, und mit dem nötigen Nachdruck, wenn man aufs, na ja, Wasserstoffpedal steigt (163 PS, 395 Nm Drehmoment).
Der Verbrauch hängt stärker von der Fahrweise ab als erwartet - vor allem bei Tempo 130. Und wenn man nach Villach will, aber das Navi-System einem in Velden freundlich zeigt, dass die einzig verfügbare Tankstelle im Umfeld sich doch in Graz befindet und der Wasserstoff vielleicht nicht reichen könnte, dann blubbert man mit einem 80er auf der Autobahn retour.
Das Tanken bei einer der raren Wasserstoff-Tankstellen kommt einem seltsam vor, beim ersten Mal. Vor allem, wenn sich ein Zuschauer aus sicherer Entfernung tatsächlich die Ohren zuhält und die wummernde Geräuschkulisse befremdlich klingt. Aber in drei Minuten ist der Spuk vorbei (41,31 Euro kostet der Volltank), schneller als jede Ladung für ein E-Auto. Der Biertrinker freut sich jetzt wie ein Hutschpferd, dass nix passiert ist, und Kärnten kann kommen. Jetzt, mit vollem Tank, müssten sich rund 500 Kilometer im Realbetrieb ausgehen (660 km laut WLTP-Zyklus).
Didi Hubmann