Schattenparken kommt für Sion-Fahrer nicht in Frage. Man hat ja schließlich nichts zu verschenken. „Unser Designer ist mit dieser Idee zehn Jahre lang von Vorstandsetage zu Vorstandsetage gegangen und keiner wollte es machen“, erzählt Julius Zimmer von Sono Motors über eine Eigenschaft des Sion, die ihn von allen anderen Elektroautos abhebt: Seine Karosserie ist zu großen Teilen mit Solarzellen beplankt und könnte damit klassische Pendlerfahrten revolutionieren. „Wir verwenden sehr hochwertige Zellen mit hohem Wirkungsgrad, die sogar diffuses Licht verarbeiten können. Damit schaffen wir es, die Reichweite pro Tag um 30 Kilometer zu steigern.“ Mehr also, als der durchschnittliche Österreicher am Tag mit dem Auto zurücklegt.

Und nicht nur das: Der Sion kann den Strom aus seinen Akkus auch abgeben. „Die 220-Volt-Steckdose dient zum Beispiel dazu, sein E-Bike aufzuladen, oder am Strand eine Kühlbox anzuschließen. Vor allem Handwerker waren von dieser Idee besonders angetan, da sie ihre Geräte anschließen können, egal wo sie gerade arbeiten.“

Doch wer ist Sono Motors eigentlich? 2012 gegründet von Laurin Hahn und Jonas Christians, diente als erstes Versuchsobjekt ein alter Renault Twingo, dem man einen Elektromotor und Solarpaneele verpasste. Als die Münchner das Potenzial erkannten, begannen sie, die Sache seriös aufzuziehen und starteten im Juni 2017 eine groß angelegte Crowdfunding-Aktion. Der Erfolg war überragend: Die 3900 Vorbestellungen spülten 850.000 Euro in die Kassen. „Damit konnten wir die ersten zwei Prototypen finanzieren.“

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Die erste Probefahrt im Sion offenbart Erstaunliches: Alles sitzt und passt erstaunlich gut, die 35-kWh-Batterien liefern genug Leistung für ansprechenden Vortrieb, und die Straßenlage ist das, was man durchaus als erwachsen bezeichnen kann. Betrachtet man die Schalter und Bedienelemente, wird schnell klar, warum: Zwar ist der Spaceframe-Rahmen aus Aluminium eine Eigenkonstruktion, zahlreiche Komponenten – von der Radaufhängung bis zum Wählhebel – stammen aber vom BMW i3. „Teile zuzukaufen, anstatt sie zu entwickeln, spart jede Menge Geld“, ergänzt Zimmer. „Und wir wollen den Sion ja für 16.000 Euro anbieten können.“ Ohne Akkus, wohlgemerkt, denn deren Preise sind noch ein echter Knackpunkt. Vorsichtig setzt man die Kosten mit 4000 Euro an, zu sehr schwanken die Preise.

Die Köpfe hinter dem Sono Sion: Jona Christians, Navina Pernsteiner und Julius Zimmer
Die Köpfe hinter dem Sono Sion: Jona Christians, Navina Pernsteiner und Julius Zimmer © SONO MOTORS

Doch bis zum Serienstart Ende 2019 ist noch viel zu tun. Beim Design ist noch nicht das letzte Wort gesprochen und auch der Motor soll vom Heck unter die vordere Haube wandern, damit der Kofferraum – bereits jetzt mit 600 Litern alles andere als bescheiden – noch ein Stückchen größer wird. Beim Gewicht bleibt man bei knapp 1,4 Tonnen, was in Kombination mit dem 80 kW starken Motor nach dem NEFZ-Messprozedere eine Reichweite von 300 Kilometern ergibt. „Aber wir haben diesen Wert freiwillig auf 250 Kilometer herabgesetzt“, so Zimmer. Und damit ein so niedriger Preis sich überhaupt ausgeht, musste auch der Vertrieb neu erfunden werden: Es gibt nämlich keinen mehr. Gebaut wird nur auf Bestellung und ausgeliefert ausschließlich in Bremerhaven – ganz im Sinne der Umwelt. Zimmer: „Schließlich verursacht auch die Produktion von Autos, die sich in Schauräumen die Reifen platt stehen, CO2.“

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