Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Ein Elektroauto mit Reichweite und Tankzeiten, wie wir sie von fossilen Treibstoffen kennen. Und was da aus dem Auspuff raucht, sind keine Abgase, sondern ist Wasserdampf. Kein Wunder, dass alle Hersteller die Brennstoffzellen-Technologie auf dem Radar haben. Honda zählt zu jenen, die bei der Elektromobilität mit Langstreckenqualität ganz vorne mit dabei sind.
Seit den 1980ern behalten die Japaner die Technologie im Auge und haben sie zu einem fixen Bestandteil ihrer Elektrifizierungsstrategie gemacht. Bis 2025 sollen zwei Drittel der in Europa verkauften Hondas Hybride oder Stromer mit Batterie- oder Brennstoffzellenantrieb sein. Ein Vertreter letzterer Gattung ist der Clarity Fuel Cell, in dem wir eine Runde drehen durften, obwohl der Marktstart in Österreich noch nicht spruchreif ist.
Die Hightech-Limousine fährt sich spektakulär unspektakulär. Wer schon einmal mit einem Elektroauto unterwegs war, weiß um die Stille und Geschmeidigkeit des elektrischen Fahrens. Nur dass beim Clarity der sorgenvolle Blick auf den Reichweitenzähler ausbleibt. Mit 650 Kilometern kann man schon so einiges anstellen. Davon abgesehen gibt es kaum etwas zu berichten, was bei der Bedienung von der Norm abweichen würde. Da ist nur das charakteristische Fauchen der E-Turbolader, die Luft in das On-board-Kraftwerk unter der Motorhaube pumpen. Vereinfacht ausgedrückt, ist die Brennstoffzelle nämlich nichts anderes.
Wasserstoff aus den Tanks (unter und hinter der Rücksitzbank positioniert) und Sauerstoff aus der Umgebung erzeugen Strom, der den Elektromotor antreibt oder in den Akkus unter den vorderen Sitzen gespeichert wird. Ein Hybridsystem dirigiert den Stromfluss.
Aber wieder zurück zum Anfang: Ja, der Traum vom rollenden Wasserwerk für jedermann ist zu schön, um (schon) wahr zu sein. Wie auch bei den Stromern, die mit dem Saft aus der Steckdose betrieben werden, liegt die Krux bei Erzeugung der Energie und Infrastruktur. Die Lösung von H2 aus den organischen Verbindungen, in denen er in der Natur vorkommt, verschlingt Ressourcen en masse: Wird der Strom für die Elektrolyse nicht auf erneuerbare Art und Weise erzeugt, geht die Ökobilanz des Hoffnungsträgers den Bach hinunter. Zudem ist der Transport aufwendig, was sinnvollerweise eine Produktion dort bedingt, wo der Kraftstoff auch verbraucht wird. Elektro ohne Energiewende geht nun einmal nicht.