Der Streetscooter-Pionier Günther Schuh will in seinem neuen Unternehmen e.GO ab dem kommenden Frühjahr ein preisgünstiges Elektroauto für den Massenmarkt in Serie herstellen. Der Listenpreis für das Einsteigermodell e.GO Life soll 15.900 Euro betragen - abzüglich der 4000-Euro-Kaufprämie für reine Elektroautos liegt der Kunden-Endpreis damit bei 11.900 Euro.
Schuh beschrieb den e.GO Life als "kompaktes, spritziges Elektroauto für den Innenstadtverkehr". In der Basisvariante solle das "Elektroauto für den Otto Normalverbraucher" eine Reichweite von rund hundert Kilometern bei einer Höchstgeschwindigkeit von knapp über hundert Stundenkilometern aufweisen, sagte in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit "Spiegel Online" sagte.
Die Serienproduktion des Elektroautos solle Mitte Mai nächsten Jahres in Aachen beginnen, ab Juli würden dann die ersten 1.000 Autos ausgeliefert. "In den nächsten Jahren wollen wir die Produktion dann schrittweise auf rund 20.000 pro Jahr erhöhen", kündigte Schuh an.
"Nach unseren Berechnungen liegt das Potenzial für elektrische Kleinfahrzeuge, die für innerstädtische Kurzstrecken genutzt werden, bei 400.000 Neuwagen im Jahr", unterstrich der e.GO-Geschäftsführer. "Diese hohe Nachfrage können wir mit dem e.GO nicht mal im Ansatz bedienen. Für die deutschen Autokonzerne bleibt also noch genug übrig."
Schuh hatte den Elektrotransporter Streetscooter mitentwickelt, mit dem die Deutsche Post derzeit Furore macht. Inzwischen verließ der Lehrstuhlinhaber an der RWTH Aachen das Startup-Unternehmen Streetscooter, das die Post 2014 gekauft hatte.
Damals wollte der Konzern Elektrotransporter vor allem für den Eigenbedarf erhalten. Vor einigen Monaten wurde das Angebot auch für Nachfragen von Dritten geöffnet. Zugleich kündigte Streetscooter an, die Jahresproduktion auf jährlich 20.000 Fahrzeuge zu verdoppeln.
Schuh sagte rückblickend, die Deutsche Post habe seinerzeit umweltfreundliche Transportfahrzeuge gesucht. "Bei den Autoherstellern blitzten sie ab und sind auf unser kleines Start-up gestoßen." Zuvor habe die Autoindustrie das Aachener Unternehmen "nicht wirklich ernst" genommen. "Die schauten uns an, als seien wir Teilnehmer von 'Jugend forscht', das hat mich schon etwas gekränkt."
Schuh fügte allerdings hinzu, es habe seinerzeit aus Sicht der erfolgreichen deutschen Autohersteller "schlicht keine Notwendigkeit" gegeben, "auf unkonventionelle Konzepte zu setzen und sich damit selbst Konkurrenz zu machen".
"Ich bin nicht sicher, ob ich das anders gemacht hätte, wenn ich Manager in einem Automobilkonzern gewesen wäre", sagte der Maschinenbauer. "Dass sich die Dinge im Zuge der Dieselaffäre jetzt so dramatisch zuspitzen, konnte man vielleicht ahnen, musste man aber nicht."