In gewisser Weise ist Tesla ein Phänomen abseits jeglicher Logik, nach der die Finanzwelt normalerweise funktioniert. Ganz egal, wie düster die Gewinnaussichten des kalifornischen Autobauers auch sein mögen – eine visionäre Rede des Firmengründers Elon Musk genügt, und schon fliegt der Aktienkurs wieder steil nach oben.

Ein bewährtes Werkzeug, das schon bei den letzten Kapitalerhöhungen gut funktionierte, die dennoch einen bitteren Beigeschmack hinterließ: Kurz vor dem Aktienverkauf passierte der erste Unfall eines mit dem umstrittenen Autopilot-System ausgestatteten Tesla mit Todesfolge. Die Anteilseigner setzte Musk darüber jedoch nicht in Kenntnis. Ob er damit der Informationspflicht eines börsennotierten Unternehmens nicht nachgekommen ist, wird derzeit von der Börsenaufsicht in New York überprüft.

Joshua Brown kam in seinem Model S ums leben
Joshua Brown kam in seinem Model S ums leben © (c) AP

Zusätzlich erntete der Multimillionär ausgerechnet von seinen Aktionären heftige Kritik, als er der Firma SolarCity, die ihr Geld mit Solarpaneelen für Privathaushalte verdient, ein Übernahmeangebot von 2,26 Milliarden Dollar unterbreitete. Wirklich gut läuft das Geschäft aber nicht, doch prickelnd wird die Sache erst durch den Umstand, dass Musks Cousin Lyndon Rive der Geschäftsführer – und Musk selbst der Mehrheitseigentümer ist. Von dieser Übernahme hätte er also am meisten profitiert, aber das ist eine ganz andere Geschichte.

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Jedenfalls war es in diesem ganzen Wirrarr aus Fertigungsproblemen beim Model X, den jahrelangen Wartezeiten des doch nicht ganz so günstigen Model 3 und der riesigen Gigafactory im Nirgendwo Nevadas, in die die meiste Kohle geflossen ist, höchste Zeit, wieder einmal ein wenig für heilsame Worte zu sorgen. Und da es gerade keine Aktionärsversammlung gibt, kommt etwas viel besseres zum Einsatz: die Kundmachung des neuen Masterplans.

Heiß begehrt, Marktstart ungewiss: das Model 3
Heiß begehrt, Marktstart ungewiss: das Model 3 © TESLA

Musk möchte nämlich die Welt verändern, wie er selbst schon mehrmals in diversen Mikrofonen deponierte, und wie das künftig passieren soll, klingt für den Multimillionär folgendermaßen: Zusätzlich zur Luxuslimousine Model S und dem Luxus-SUV Model X sowie künftigen Model 3 soll die Palette nicht nur um einen kompakten Geländewagen und einen Pick-up erweitert werden. Tesla plant angeblich, auch Busse und Lastwagen zu produzieren.

Und Musk blickt noch ein wenig weiter in die Zukunft: Für ihn liegt sie definitiv im Bereich des autonomen Fahrens. Im Moment zwar ein etwas heikles Thema für Tesla, doch hier wird sofort eingeräumt, dass noch viel Wasser den L.A. River hinunterfließen wird, bis Autos wirklich selbstständig unterwegs sein können.

Mercedes testet in Amsterdam bereits einen autom fahrenden Bus
Mercedes testet in Amsterdam bereits einen autom fahrenden Bus © DAIMLER

Was ist also seine Idee? Die Autos sollen für ihre Besitzer Geld verdienen, und zwar so: Nach der Fahrt in die Arbeit steht ein Auto bis zur Heimreise sinnlos in Parkhäuser herum. In dieser Zeit kann das Vehikel es seinem Besitzer also gleich tun und auch Geld verdienen. Als Robotertaxi fungieren, das selbstständig auf der Suche nach Kundschaft ist. Diese können sich über eine App einen solchen Tesla rufen und sich von ihm durch die Gegend kutschieren lassen. Nach der Arbeit rollt das Auto dann zu seinem Besitzer zurück, um ihn von seiner Arbeit nach Hause zu bringen.

In Ballungszentren, wo es mehr Kunden als Taxiteslas gibt, möchte er eigene Flotten nur für diesen Zweck betreiben. Kurz gesagt: Eine fremde Maschine schupft einen von A nach B, ganz ohne Zutun eines menschlichen Lebewesens. Hört sich ein wenig befremdend an. Speziell nach dem fatalen Unfall mit dem Model S.

Tesla-Town in Australien

Sein Leben in die Hände eines fremden Autos zu legen, könnte in Yarra Bend bald das Normalste der Welt werden. Genau so soll nämlich die erste Stadt heißen, die quasi komplett auf Technik aus dem Hause Tesla vertrauen möchte. Außerhalb von Melbourne in Australien gelegen und nach dem gleichnamigen Fluss benannt, soll es hier kein Haus geben, das ohne Solarzellen (zum Beispiel von SolarCity) und sogenannten Powerwalls (natürlich aus der Gigafactory) ausgestattet ist.

Die Menge an aus Sonnenstrahlen gewonnener Energie soll so gigantisch sein, dass man nicht nur Waschmaschine und Mikrowelle problemlos betreiben, sondern auch sein Model S oder Model X locker aufladen kann. Die ersten 60 Häuser des über 16 Hektar großen Projekts stehen bereits zum Verkauf für rund zwei Millionen Euro. Natürlich inklusive Ladestation. Wer hier somit einen fremden Selbstfahrtesla mieten soll, wenn eh der eigene vor dem Haus steht, ist noch nicht ganz geklärt. Aber vielleicht folgt des Rätsels Lösung ja mit dem nächsten Masterplan.