Seit 50 Jahren führen der ÖAMTC und seine Partnerklubs Reifentests durch, anlässlich des Jubiläums wurden dieses Mal 50 Sommerreifen der Dimension 205/55 R16 geprüft. Sieben fielen durch, vor allem Billigreifen bremsen deutlich schlechter, lautet das Urteil der Experten. Die Produkte erhielten teilweise die überhaupt schlechteste Note von 5,5 bei der Fahrsicherheit. Erstmals flossen auch Nachhaltigkeitskriterien in die Bewertung mit ein. "Sehr gut" wurde keines verteilt.

"Den perfekten Reifen gibt es nicht – aber viele gute und 'befriedigende'", sagte ÖAMTC-Reifenexperte Steffan Kerbl. Seit 1973 wurden die Reifentests standardisiert und immer umfangreicher, die Messinstrumente präziser. "Eine neue Zwei-Säulen-Bewertung berücksichtigt den Umweltaspekt stärker – dieser macht nun 30 Prozent der Gesamtwertung aus. Erstmalig finden damit auch Nachhaltigkeitskriterien Einzug in die Standardbewertung des Reifentests. Das wichtigste ist und bleibt aber die Fahrsicherheit, die 70 Prozent der Wertung ausmacht", erklärte ÖAMTC-Reifenexperte Steffan Kerbl.

Siebenmal "Nicht genügend"

Das Ergebnis: Zehn Reifen schneiden "gut" ab, 21 "befriedigend", zwölf mit "genügend" und sieben erhalten ein "nicht genügend". "Die Bandbreite reicht dieses Mal bis hin zu gemeingefährlich", sagte Kerbl. Im Bereich Fahrsicherheit zeigen sich bei Nässe große Unterschiede. Die Reifen erhielten teils die schlechteste Note von 5,5.

Bei der neu eingeführten "Umweltbilanz" der Reifen finden sich einerseits bekannte Kriterien wie die prognostizierte Laufleistung, der Kraftstoffverbrauch oder auch das Geräusch. "Neu sind hier Kriterien wie der Abrieb und das Gewicht eines Reifens sowie das Kriterium Nachhaltigkeit. Letzteres befasst sich vor allem mit den Produktionsstätten bzw. den dazugehörigen Zertifikaten, aber auch mit dem Reifen selbst. Hierbei wird betrachtet, ob es sich um einen Neu- oder runderneuerten Reifen handelt und ob am Reifen Produktionsrückstände vorhanden sind, die auf den ersten Kilometern unkontrolliert und unnötig in die Umwelt gelangen", erläuterte Kerbl. Zudem wurde im Rahmen des Tests eine Schadstoffanalyse aller 50 Testprodukte bezüglich Nitrosamine und PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) durchgeführt. Ergebnis: In keinem Reifen wurden Schadstoffe entdeckt.

Umweltbewertung

In der Umweltwertung schneidet der "Michelin e.Primacy" als einziger "sehr gut" ab – mit einer voraussichtlichen Reichweite von 71.500 km. Leider bringt das gleichzeitig nur "genügende" Werte bei der Fahrsicherheit (Nässe) mit sich. Der bessere Allrounder ist hier der "Primacy 4+", ebenfalls von Michelin. Er schneidet in der Umweltbilanz "gut" ab – aber gleichzeitig auch bei der Fahrsicherheit. Positiv fallen hier auch der "Goodyear Efficient Grip Performance 2" und der "UltraContact" von Continental auf. Der "DoubleCoin DC99" schneidet in der Umweltbilanz ebenfalls gut ab, aufgrund der schlechten Werte bei der Fahrsicherheit wird es am Ende allerdings ein "nicht genügend".

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ÖAMTC-Sommerreifentest 2023

Bei Trockenbremsungen aus 80 km/h bis zum Stillstand lagen zwischen dem besten und dem schlechtesten Reifen bemerkenswerte sieben Meter Unterschied. Dramatischer fielen die Werte bei Nässe aus, berichtete der Reifenexperte. "Zwischen dem besten und schlechtesten Reifen bei Nässe lagen erschreckende 25 Meter Bremsweg. Das bedeutet, wenn das erste Fahrzeug mit den 'Continental PremiumContact 6' zum Stehen kommt, würde ein Fahrzeug dahinter auf den 'DoubleCoin DC99' noch mit rund 52 km/h aufprallen", sagte Kerbl. "Tendenziell sind viele der schlechtesten Reifen bei Nässe Billigreifen. Hier sollte man im eigenen Interesse nicht sparen." Die besten Werte in Sachen Fahrsicherheit erzielten der "Continental PremiumContact 6" und der "Nokian Tyres Wetproof". Alle sieben mit "nicht genügend" bewerteten Reifen fielen aufgrund der Nassbremsung durch.