Die aktuellen Energiepreise wirbeln die Kosten-Nutzen-Rechnung von Verbrenner und Elektro-Autos durcheinander. Der Preisvorteil des E-Autos beim Laden geht angesichts der erheblich gestiegenen Strom- und den aktuell gesunkenen Benzin-/Dieselpreisen zumindest in zwei Bereichen verloren.
Dazu kommt, dass die E-Autos immer teurer werden, 15 Prozent Preissteigerung verzeichnete man zuletzt.
Das Elektroauto hat zwei Problemzonen: Erstens, wenn man neu Stromverträge abschließen muss (Neubezug etc.). Bei der Energie Graz fallen derzeit etwa 70 Cent pro Kilowattstunde für Neuverträge an. Für eine 100-kWh-Batterie (Reichweite realistisch 500 Kilometer) müsste man einer Voll-Ladung zu Hause und mit einem neuen Stromvertrag rund 70 Euro berappen. Ein Verbrenner, der 7 Liter auf 100 km verbraucht, kommt beim aktuellen Benzinpreis von 1,719 Euro pro Liter auf rund 61 Euro – also Vorteil Verbrenner.
Zweitens: Wenn man dauerhaft beim Schnell-Lader nachlädt. Das ist erstens schlecht für die Batterie und schlägt angesichts der stark gestiegenen Preise an den Ladesäulen eine tiefe Kerbe ins Geldbörsel.
Günstiger, aber . . .
Öamtc-Experte Markus Kaiser sieht trotz dieser beiden Beispiele grundsätzlichen den Vorteil beim E-Auto – freilich unter bestimmten Voraussetzungen: „Zusammenfassend kann man sagen, dass das Laden von Elektroautos noch immer günstiger ist, als das Tanken von konventionellen Fahrzeugen. Aber: Die Transparenz am Ladeinfrastrukturmarkt für Endkund:innen ist durch die zum Großteil zeitbasierte Abrechnungen gepaart mit teils immensen Preisunterschieden bei den Ladetarifen der öffentlichen Betreiber jedoch noch immer nicht gegeben. Zu 100 Prozent daheim mit Haushaltsstrom zu laden bleibt am günstigsten.“
Seine Einschränkung: „Die Differenz zum Verbrenner ist aber deutlich geringer geworden. Lädt man zum Beispiel zu 100 Prozent öffentlich an Schnellladestationen, ist der Lade-Kostenvorteil des E-Autos dahin und man ist bei Preisen wie bei den Verbrenner-Modellen“, so Kaiser.
Der direkte Preisvergleich beim Laden und Tanken
Für die Kleine Zeitung hat Kaiser jetzt zwei Modellrechnungen erstellt: „Man muss zwischen dem langsameren Laden an Wechselstrom und dem Schnelladen an Gleichstrom unterscheiden. Ich habe die ÖAMTC ePower Ladetarifen gewählt. Wechselstrom-Ladepreis: 0,38 Euro/kWh. Gleichstrom-Ladepreis: 0,48 Euro/kWh.“
Im täglichen Lade-Mix gehe er von 20 Prozent öffentlichen Schnell-Ladungen und 80 Prozent Ladungen daheim aus. Als Fahrzeug wählte Kaiser einen Peugeot 208, der als Diesel, Benziner oder E-Auto geordert werden kann.
Der Strompreis/zu Hause wurde mit 33 Cent/kWh gesetzt.
Lädt man mit dem E-Peugeot (Verbrauch 16,9 kWh/100 km) ausschließlich zu Hause (0,33 Euro/kWh) belaufen sich die Stromkosten auf 5,58 Euro/100 km.
Lädt man 80 % daheim und 20 % öffentlich am Schnelllader kommt man laut Kaiser auf 6,08 Euro/100 km.
Für den Diesel erwartet man 7,85 Euro Spritkosten auf 100 Kilometer (1,963 Euro pro Liter, 4 l Verbrauch/100 km).
Beim aktuellen Benzin-Preis von 1,719 Euro/Liter und dem Verbrauch von 5,3 Liter/100 km beim Peugeot 208 belaufen sich die Treibstoffkosten auf 9,11 Euro/100 km.
Ist der Strompreis höher oder lädt man überwiegend beim Schnellader kippt das volatile System jedoch . . .
Didi Hubmann