"Laut einer aktuellen EU-Studie werden europaweit jährlich rund 500.000 Tonnen Reifenabrieb produziert", weiß ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. Wissenschaftler der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien errechneten für Österreich eine Menge von 21.200 Tonnen an Mikroplastikpartikeln, die in der Umwelt landen - und dort fatale Auswirkungen haben.
Grund genug für ADAC und ÖAMTC sich anzuschauen, wie viel Reifenabrieb bei gängigen Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen entsteht. Dafür wurden von den Mobilitätsclubs die Reifentests der vergangenen Jahre verglichen und die Ergebnisse der Reifenverschleißmessungen ausgewertet. "Im Durchschnitt liegt der Reifenabrieb eines Fahrzeugs bei knapp 120 Gramm pro 1000 Kilometer", lautet das Fazit Kerbls.
Sicherheit und wenig Verschleiß: kein Widerspruch
Insgesamt wurden die Verschleißdaten von knapp 100 Modellen verschiedener Reifendimensionen ausgewertet. "Auffallend ist, dass es in jeder Reifendimension Modelle mit wenig Reifenabrieb gibt, die trotzdem über sichere Fahreigenschaften verfügen", so der ÖAMTC-Techniker.
Besonders positiv fällt diesbezüglich die Marke Michelin auf: "Beinahe in allen Dimensionen überzeugen die Michelin-Modelle mit einem sehr geringen Reifenabrieb von durchschnittlich nur 90 g auf 1000 Kilometer", erläutert der Reifen-Experte. "Gleichzeitig schneiden diese Reifen auch in den sicherheitsrelevanten Kriterien gut ab." Bestes Beispiel ist diesbezüglich der "Cross Climate+" in der für Kleinwagen passenden Reifengröße 185/65 R15. Hier stellten die Tester einen Abrieb von lediglich 58 g pro 1000 Kilometer fest.
Premiummarken unter den Schlusslichtern
Am unteren Ende der Auswertung finden sich mit Pirelli, Bridgestone und Continental drei Premiumhersteller, die in Sachen Reifenabrieb deutlich Nachholbedarf haben. "Pirelli belegt mit durchschnittlich 134 g auf 1000 Kilometer zusammen mit Nokian den letzten Platz", zitiert Kerbl aus dem Abschlussbericht.
Unter den einzelnen Modellen schneidet der "Blizzak LM005" von Bridgestone in der Dimension 195/65 R15 für Kompaktfahrzeuge und Vans besonders schlecht ab. Pro 1000 Kilometer produziert dieser Reifen 171 Gramm an Abrieb, die ungefiltert in der Umwelt landen.
Breite Sportreifen erzeugen besonders viel Abrieb
Es ist also mittlerweile möglich, geringen Reifenabrieb und sichere Fahreigenschaften unter einen Hut zu bringen - anders bei besonders sportlichen Reifen. In der Sommerreifengröße 225/40 R18 wurde bei allen untersuchten Modellen ein überdurchschnittlich hoher Reifenabrieb von bis zu 160 Gramm festgestellt.
"Der Nutzen dieser Reifen ist allerdings zweifelhaft, denn sie überzeugen zwar in der Regel auf trockener Fahrbahn mit einer hohen Performance", erklärt der ÖAMTC-Techniker. "Bei Nässe müssen aber enorme Nachteile in Kauf genommen werden." Der Trend zu immer größeren und sportlicheren Reifendimensionen ist unter Nachhaltigkeitsaspekten alles andere als sinnvoll. Auch unter dem Aspekt, dass diese sportlichen Reifen im alltäglichen Straßenverkehr kaum zusätzliche Sicherheit bringen.