Die Weltpremiere der neuen Mercedes-S-Klasse wird heiß diskutiert: Kein anderes Auto packt derzeit soviel Hightech ein – aber an der Größenordnung der S-Klasse (5,18 m lang in der Kurzversion) und weil vorläufig nur Versionen mit Verbrennungsmotor präsentiert wurden, entzünden sich intensive Diskussionen.
Strategisch wäre es wohl besser gewesen die S-Klasse in der Plug-in-Hybrid-Version mit offiziellen 100 Kilometern Reichweite und die elektrische S-Klasse EQS (700 km rein elektrische Reichweite/Werksangabe) zeitnah oder zeitgleich zu präsentieren - aber diese Modelle kommen erst 2021.
Dann hätte man sich einige Diskussionen erspart, denn die S-Klasse ist zukunftsweisend, unabhängig von ihrem Antrieb.
Technologie-Vorstand Sajjad Khan spricht im Interview mit der Kleinen Zeitung gar „von einer neuen Kommunikation zwischen Mensch und Auto“.
Das Bediensystem vermag zum Beispiel aufgrund von Gesten, Blicken, Kopfbewegungen den Willen des Fahrers zu interpretieren. Wenn man über die Schulter nach hinten blickt, fährt das Sonnenrollo aus, zum Beispiel. Mercedes im O-Ton: "Mithilfe von Kameras in der Dachbedieneinheit und lernenden Algorithmen erkennt der MBUX Interieur-Assistent jetzt zahlreiche unterschiedliche Bedienwünsche. Dabei interpretiert er Kopfrichtung, Handbewegungen und Körpersprache und reagiert mit entsprechenden Fahrzeugfunktionen."
Das Head-up-Display, wie Khan erklärt, vermag Virtual genauso wie Augmented Reality. Animierte Abbiegepfeile kommen virtuell und passgenau über die Fahrbahn. Oder, wie Mercedes beschreibt: "Bei den Assistenzfunktionen werden Informationen zum Aktiven Abstands-Assistenten angezeigt. Das Bild liegt virtuell in einer Entfernung von etwa 10 Metern. Die Anzeigefläche entspricht einem Monitor mit einer Diagonalen von 77 Zoll."
Das Cockpit kann 3D-Darstellungen aufbauen, ohne, dass man eine 3D-Brille tragen muss. Es gab schon erste Versuche mit dieser Technik bei anderen Herstellern, aber in der Komplexizität und in diesem Umfang hat nur Daimler das bei der neuen S-Klasse umgesetzt.
Insgesamt gibt es bis zu fünf Bildschirme, teils mit OLED-Technologie.
Die Sicherheitstechnik ist ebenso faszinierend: Das Auto erkennt einen drohenden seitlichen Aufprall, und kann die Karosserie in Zehntelsekunden um acht Zentimeter hochheben.
2021 wird die S-Klasse mit dem neuen Drive-Pilot hochautomatisiert fahren können - auf Stufe drei des autonomen Fahrens. Wenn erlaubt könnte der Fahrer dann bis zu einem gewissen Tempo "nebenbei" im Internet surfen etc.
Mit dem Remote-Park-Assistenten wird die neue S-Klasse per Smartphone ein- und ausgeparkt. Wenn es das Umfeld ermöglich, ist die S-Klasse sogar auf automatische Parkvorgänge vorbereitet, die man fahrerlos in speziellen Parkhäusern durchführen kann.
Die Hinterradlenkung kann die Räder deutlich einschlagen, damit wird der Wendekreis viel kleiner.
Die neue S-Klasse fährt mit 9-Gang-Automatik, mit Reihensechszylindern Otto/Diesel in verschiedenen Leistungsstufen gehts los (210 bis 270 PS). Ein V8-Motor mit integriertem Starter-Generator (ISG) und 48-Volt-Bordnetz folgt schnell.
Erste Details gibt es auch zum Komfort: Auf Tastendruck oder per Sprachbefehl ist vieles aktivierbar, man hat sogar einen sogenannten Energizing Coach an Bord, der "auf Basis von Fahrzeug- und Fahrtinformationen ein passendes Vitalisierungs- oder Wellness-Programm vorschlägt. Trägt der Fahrer ein entsprechendes Wearable, gehen auch die Informationen zu Schlafqualität und Stresslevel in den intelligenten Algorithmus ein", heißt es bei Mercedes.
Man darf sich außerdem auf Massage auf Basis von Vibrationsmotoren im Sitzkissen und die Körperschall-Übertragung des High-End-4D-Surround-Soundsystems von Burmester freuen.
Man gönnt sich ja sonst nichts, oder?
Didi Hubmann