Es war das Ende einer Ära. In New York, Welthauptstadt der Musik, schloss 2009 Virgin Records seinen bekanntesten Platten- und CD-Laden. Es war das Ende der CD als Massenmedium, schon die ersten Streamingdienste konnten das Geschäftsmodell, CDs zu verkaufen und sie zu besitzen, so weit aushöhlen, dass es schnell in sich zusammenstürzte. Heute beziehen Menschen ihre Musik im Abo, sie streamen. Kauf und Besitz sind dabei zu historischen Begriffen geworden.
Und es gibt weitere Beispiele, wie sich unsere Zugänge verändert haben: Bei Skiern entwickelte sich das Abomodell deshalb so gut, weil es ein besseres Geschäft ist – für Verkäufer und Käufer. Mit Scooter-Abos wurden die großen Städte dieser Welt mehr oder weniger erfolgreich geflutet.
Jetzt lautet die Frage: Funktioniert eine Abo-Lebensabschnittspartner-Beziehung auch mit einem Auto?
Die Meinungen der Experten gehen weit auseinander. Je einfacher ein Abo zu handhaben ist – siehe Netflix, Apple-TV, Amazon Prime –, desto höhere Chancen soll es dabei für die Autofirmen und Abo-Start-ups geben.
Das Kundenpotential wird auf 10, 20 bis zu über 60 Prozent der jetzigen Autofahrer eingeschätzt. Fahrverbote, teure Erhaltungskosten in der Stadt gelten als Abo-Beschleuniger. Das Abo befindet sich dabei als Sorglospaket zwischen dem längeren Leasing und Kurzzeitmieten. Beim Abo ist bis auf den Sprit nichts zu bezahlen, zumindest in den meisten Angeboten. Man ist flexibler, kann kurzfristiger kündigen, die Laufzeiten sind zum Beispiel ab drei Monaten möglich. Das Leasing dauert Jahre länger, weil Leasingfirmen nur so auf ihre Rechnung kommen.
Beim Abo profitiert man einerseits vom dramatischen Wertverlust eines Fahrzeugs im ersten Jahr. Andererseits: „Mit einem langfristigen Autobesitz wird ein Auto-Abo kaum mitkommen. Man zahlt ja auch Verwaltung und IT-Organisation der elektronisch erfassten Abos mit“, erklärt Geschäftsführer Christian Rötzer von der TÜV Austria Automotive Gmbh. Sein Spezialgebiet sind die Gesamtkosten, die ein Fahrzeug über den ganzen Nutzungszeitraum verursacht („Total Cost of Ownership“).
Dabei gebe es mehrere Faktoren. Der Kraftstoffverbrauch etwa bildet laut Rötzer nur zehn bis zwölf Prozent der Gesamtkosten/Lebensdauer eines Fahrzeugs ab. Parkpickerl oder Garagen, Reifenkosten, Service, kleinere Schäden: Alles sei einzurechnen im Vergleich, was die beste Wahl sei. Abo, Leasing oder doch der Kauf?
In den Abo-Verträgen geht es genauso um Laufzeit/Laufleistung. Ein Abomodell für Private könne sich laut Rötzer rechnen, wenn man einen Neuwagen bekommt. Bei einem Abomodell mit einem Gebrauchtauto schwinden finanzielle Vorteile (Wertverlust), das ist aber auch abhängig vom Fahrzeugpreis. Eine Kombination laut Rötzer, die sich rechne: „Wenn ich sage, ich fahre im Sommer Fahrrad, aber in der Winterzeit, dann nehme ich mir ein Auto, das kann schon sinnvoll sein.“
Automobilhersteller und Händler experimentieren mit verschiedenen Abomodellen. Porsche legte einen „Porsche Passport“ in den USA auf, über den Kunden per App ihr Fahrzeug wechseln und aus bis zu 20 Modellen auswählen können. In Deutschland kann man den Porsche-Traum (gebraucht) ab 1499 Euro erfahren (Startgebühr: 299 Euro). Toyota hat sein Kinto-Aboprogramm in Deutschland gestartet, losgelegt wird mit einem Toyota Aygo Team D ab 269 Euro, der Toyota Supra GR fährt ab 1249 Euro vor. Seat nennt seinen deutschen Aboservice Conquar (Seat Arona Style ab 259 Euro/Monat).
Bei uns kommt Hyundai Österreich mit Auto-Abos. Mit frei wählbaren Kilometerpaketen, Vollkasko und Wartungsvertrag inklusive. Mindestlaufzeit: drei Monate. Ab 347,90 Euro für einen Hyundai i10. Partner ist das deutsche Start-up ViveLaCar, bei dem die Vienna Insurance Group (VIG) eingestiegen ist. Auch sind weitere Start-ups, wie in Wien, im Spiel.
In Steiermark und Burgenland hat Vogl+Co eine Aboschiene eröffnet, samt Option ein neues Auto fürs Abo zu bestellen. Wechsel sind möglich, die Preise bewegen sich von 399 (Dacia Sandero) bis 1199 Euro (Renault Traffic-Bus). Ein Verwaltungsprogramm ermöglicht es etwa Bauträgern oder Gemeinden, Gemeinschaftsautos für mehrere Personen zu abonnieren und zu steuern. „Bisher haben wir über 80 Abos abgeschlossen“, so Gerald Auer, Geschäftsführer bei Vogl+Co. „Wir stellen aber fest, dass die Mehrheit noch das Auto besitzen will. Das Abo ist für neue Lebenssituationen gefragt, wenn man flexibel sein will.“
Didi Hubmann